Newswire
Neonazis leisten ungehindert Militärdienst
Dutzende Militärangehörige brüsten sich laut einem Bericht im Internet mit ihrer rechtsextremen Einstellung – darunter sogar Führungspersonen. Sicherheitspolitiker sind empört. Der Armee sind d...
Read more...
Read more...
Communiqué von A-Perron zum Angebot der Stadt Thun
Communiqué zum Angebot der Stadt bezüglich Räumlichkeiten für ein nichtkommerzielles Kulturzentrum in Thun (3. Oktober 2012)
Der Gemeinderat hat beschlossen, ein einjähriges Pilotprojekt für e...
Read more...
Read more...
Thun schafft Freiraum für die Jugend
Thun erfüllt den Jungen einen Wunsch: Sie stellt ihnen beim Bahnhof Räume zur Verfügung. Starten könnte das einjährige Projekt im Januar.
...
Read more...
Read more...
Communiqué zum Nächtlichen Tanzvergnügen 2.0
Gestern Samstag, am 22. September nahmen wir uns mit über zweitausend Menschen die Strassen Aaraus. Obwohl wir uns nie um eine Bewilligung gekümmert haben, wurde sie uns absurderweise trotzdem ertei...
Read more...
Read more...
Spur der Neonazimorde führte in die Schweiz
Die deutsche Polizei tappte bei der Aufklärung der Morde der Zwickauer Zelle lange im Dunkeln. Eine wichtige Spur hätte zu einem Berner Waffenhändler geführt. Die Behörden verfolgten sie jedoch n...
Read more...
Read more...
Veröffentlichen
Auch du kannst auf A-G-O deine Informationen veröffentlichen. Wir sind froh, wenn du zum Unterhalt der Seite beiträgst.
> News eintragen
> Termin eintragen
> Link melden
> News eintragen
> Termin eintragen
> Link melden
Buch: "Stadt- und wohnpolitische Bewegungen in Zürich"
Dienstag, den 12. Dezember 2006 um 18:06 Uhr
Zürich ist eine der global cities, aber auch schon seit Anfang der 1970er Jahre durchgängig ein Ort von Konflikten um Wohnraum gewesen. Der öffentlich sichtbarste Höhepunkt war die sog. Zürcher Jugendbewegung und der Konflikt um ein Autonomes Jugendzentrum 1980 und 1981.Thomas Stahel hat seine 2004 eingereichte Dissertation nun zu einem Buch umgearbeitet, das sich ausdrücklich nicht an ein akademisches Publikum, sondern an alle StadtbewohnerInnen richtet, speziell an solche, die an einer Geschichtsschreibung des (anti-) urbanen Aktivismus interessiert sind.
Zu Beginn seines Buches stellt Stahel die Leitbilder des Wohnens und der Stadtentwicklung vor um dann nach einem kurzen Exkurs in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Schweiz die Schweizer bzw. speziell die Züricher Stadt(entwicklungs-)politik zu charakterisieren: getreu dem Prinzip der funktionalen Trennung und der gleichzeitig wachsenden Bedeutung der Kleinstfamilie wanderten immer mehr Familien ins Umland ab. Die Straßen werden statt zu Verbindungen zwischen den Städten zu Einfallstoren für die PendlerInnen aus den Agglomerationen. Zürich als boomender Finanzplatz und die wachsende Bedeutung des Dienstleistungssektors führen dazu, dass die City sich in die angrenzenden Quartiere hinein ausdehnt und die alteingesessenen BewohnerInnen verdrängt.
Interessanterweise gibt es bis Ende der 1960er Jahre auf gesamtschweizerischer Ebene de facto keine (gemeinsame) Raumordnungspolitik, obwohl sich von 1952 bis 1972 die überbaute Fläche verdoppelt und die Zahl der Autos um 700 Prozent zunimmt.
Der zweite Teil widmet sich den alternativen Wohnformen, also Wohngemeinschaften, Hausbesetzungen, den realisierten und geplanten Großwohnprojekten und den mit ihnen verbundenen Vorstellungen von Autonomie, Freiräumen, Geschlechtergerechtigkeit und Kollektivität. Im dritten und umfangreichsten Teil der Arbeit diskutiert und analysiert Stahel die Strategien der stadt- und wohnpolitischen Bewegungen zum Erhalt von (günstigem) Wohnraum und seiner emanzipatorischen Nutzung und zur Bekämpfung der seit den 1950er Jahren chronischen Wohnungsknappheit in Zürich. Neben den für nichtschweizer LeserInnen ungewohnten Möglichkeiten der direkte Demokratie sind dies wie anderswo auch Mieterkampf und Stadtteilarbeit, Hausbesetzungen, Hauskauf und -bau und nicht zuletzt Demonstrationen und militante Anschläge. Je vielfältiger das benutzte Repertoire der AktivistInnen und die damit verbundenen politischen Bündnisse waren, umso größer wurden die Erfolgschancen.
In seiner Bewertung schließt sich Stahel der Sichtweise an, die eine abnehmende Bedeutung von Politik und eine steigende Bedeutung von Kultur und von ”Freiraum-Ideologien” für das Selbstverständnis oppositionellen Handelns annimmt. Diese Lesart ist weit verbreitet, und klingt in diesem Fall so: Kämpften die Bewegungen der 1968er und der 1970er noch um die ganze Gesellschaft, reduzieren sie sich in den 1980er schon auf die Stadt, um dann in die kulturellen Insellösungen und die Bekämpfung von individueller Not und die Umsetzungen individueller Wohnansprüche überzugehen. Sicher verbleiben die wohnpolitischen Kämpfe mit ihrer Orientierung an Freiräumen letztlich defensiv und klagt die militante ”Bewegig” der beginnenden 80er Jahre im Rückblick betrachtet, vorrangig weniger die Revolution als vielmehr die mangelnde Vielfalt urbaner Lebensformen ein. Aber gleichzeitig hat die Anzahl und die Dauer von Hausbesetzungen in Zürich stetig zu – und nicht etwa abgenommen. Seit 1989 gibt es durchgehend ein besetztes Haus in Zürich.
Es ist auch schon für andere Städte dokumentiert, dass die alternative und kulturelle Linke die Aufwertung bestimmter Stadtquartiere zumindest verbal bekämpft, sie aber allein durch ihre längere Anwesenheit schon macht und mitverursacht. So tragen die stadtpolitischen Bewegungen zu der postfordistischen Reurbanisierung bei, die heute so gerne im Standortwettbewerb als Vorteil kommuniziert wird und nicht zuletzt zur Verdrängung ärmerer Schichten führt. Stahel nennt diese zentrale Widersprüchlichkeit der stadtpolitischen Bewegungen zwar, untersucht sie aber nicht weitergehender, was an der ursprünglich akademischen Form der Arbeit, oder auch an politischen Schwierigkeiten liegen mag. Wenn man in diese Richtung weiterdenken würde, könnte auch geklärt werden, inwiefern es einen Zusammenhang zwischen den oben beschriebenen Veränderungen des stadtpolitischen Handelns “hin zur Kultur” und dem Phänomen gibt, dass die in Zürich relativ linke Sozialdemokratische Partei, die noch 1981 “Quartiersarbeit als zentrales Element politischen Engagement“ angesehen hatte, seit 1993 keine wohn- und mieterpolitischen Initiativen mehr unternimmt. Auf der positiven Seite verbucht Stahel die erreichten Wohn- und Hausprojekte und die vielfältigen, kleinteiligen und individuellen Erfahrungen, die Menschen während ihres politischen Engagements oder ”alternativen Wohnens” gesammelt haben und die sie geprägt haben.
Die politischen Schwächen des Buches wiegen angesichts der Detailfülle, der thematischen Breite und der sehr sorgfältigen und ansprechenden Gestaltung des Buches – das ja sowohl ein Bilderbuch wie auch durch seine vielen Anhänge ein Nachschlagewerk ist - gering. Beiträge von solcher Qualität zur Geschichte anderer neuer sozialer Bewegungen in anderen Städten oder Regionen wären wünschenswert, werden aber weiterhin Einzelstücke bleiben.
Thomas Stahel: Wo-Wo-Wonige! Stadt- und wohnpolitische Bewegungen in Zürich nach 1968; Paranoia City Verlag, Zürich 2006, 456 Seiten, 265 Bilder, vierfarbig www.wonige.ch