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Armut und Sklaverei

Der Jahresbericht des Kinderhilfswerkes der Vereinten Nationen (UNICEF), der am Mittwoch der Presse vorgestellt wurde, enthält erschreckendes:
 
Weltweit wachsen 143 Millionen Kinder ohne Eltern auf – sind Waisen. Außerdem leben etwa 100 Millionen Kinder derzeit als Straßenkinder schutzlos in Großstädten. Schätzungsweise 171 Millionen Kinder müssen unter gesundheitlich oder sozial unzumutbaren Bedingungen arbeiten, davon werden 8,4 Millionen als Schuldsklaven ausgebeutet. Weltweit sind 73 Millionen Arbeiter nicht einmal zehn Jahre alt. UNICEF geht davon aus, daß jährlich in den Kriegs- und Armutsregionen der Welt 48 Millionen Geburten unregistriert bleiben. Die betreffenden Kinder haben später kaum eine Chance, ordentliche Papiere und damit einen Anspruch auf eventuelle Sozialleistungen zu erhalten. Mehr als eine Million Kinder sitzt derzeit in Gefängnissen – oft unter menschenunwürdigen Bedingungen.

Reinhard Schlagintweit, Vorsitzender von UNICEF Deutschland, macht als Hauptursache für die Ausgrenzung von Kindern und den florierenden Sklavenhandel die Armut aus. In den Elendsgebieten der Welt hätten Eltern oft keine andere Wahl, als dubiosen Vermittlern zu vertrauen. Und Kindern, die ihre Eltern infolge von Krieg, AIDS oder Hunger verloren hätten, bliebe meist nichts anderes übrig, als mit irgendeinem »netten Onkel« mitzugehen. Meist endete dieser Weg dann in einer Fabrikhölle oder im Bordell. Im Jahresbericht wird – ohne Namen zu nennen – von zahlreichen aufgedeckten Fällen von Kinderarbeit berichtet und gefordert, die betreffenden Unternehmen öffentlich unter Druck zu setzen.

Kinder seien auch Hauptleidtragende in zahlreichen Kriegen und Bürgerkriegen, wo sie häufig von einer der kämpfenden Parteien zwangsrekrutiert und zum Töten gezwungen würden. Als besonders krasses Beispiel wurden in der Pressekonferenz von einer Augenzeugin die Auswirkungen des Bürgerkrieges in Uganda geschildert.

Neben Armut, Krieg, AIDS und Mißmanagement von Regierungen prangerte der UNICEF-Bericht auch rassistische Ausgrenzung an – zum Beispiel der Minderheit der Roma in Osteuropa. Dort beginnt die Diskriminierung schon im Kindesalter. Für die Mehrzahl der Roma-Kinder gibt es keine andere Bildungsmöglichkeit, als in Sonderschulen für geistig Behinderte. Als positives Beispiel des Versuchs einer Integration marginalisierter Gruppen nennt das Dokument die Rolle indigener Kinder- und Jugendgruppen in Venezuela.

* www.unicef.de