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Freiburg DE - antikapitalistische Demo

In Freiburg demonstrierten am 11. Juli rund 700 Menschen gegen Kapitalismus. Anlass war der G8-Gipfel in L’Aquila und die gegenwärtige Krise. Es waren wieder unangemessen viele Bullen vor Ort, die sich jedoch überwiegend zurückhielten. Auch von Seiten der Demonstrierenden gab es nur leichte Sachbeschädigungen am Regierungspräsidium, dem Polizeirevier Nord und der Sparda-Bank in der Bertoldstraße. Anschließend versuchten die Bullen durch willkürliche Festnahmen und Kontrollen Randale zu provozieren, es blieb jedoch bei einem leichten Kontrollverlust. Whose streets? Our streets!

freiburg

 
Communiqué:

700 Menschen beteiligten sich an der antikapitalistischen Demo am gestrigen Samstag in Freiburg. Wie immer unangemeldet konnte zum Teil vermummt, behelmt und mit guter Stimmung durch die mit vielen konsumfreudigen BürgerInnen gefüllte Innenstadt demonstriert werden.

16 Uhr: Die Stadt ist voller Menschen, die nur eins wollen: Geld ausgeben, die Wirtschaft ankurbeln, die Krise überwinden. Die Sonne scheint, ein perfekter Tag zum Shoppen. Schaut mensch genau hin, kann er viele Kleingruppen entdecken, die nicht so richtig in diese Idylle passen: Auf der einen Seite BFE-Teams, die locker-lässig an Häuserwände gelehnt dastehen. Auf der anderen Seite schwarz oder bunt gekleidete Grüppchen, die scheinbar ziellos umherschlendern.

16 Uhr 45: Immer mehr Menschen gehen in Richtung Schwabentor, wo die Demo starten soll, versammeln sich dort in immer größer werdenden Gruppen. Auch die Polizei zeigt nun mehr Präsenz: Sowohl als schwer uniformierte Riotcops als auch in Form von Anti-Konflikt-Teams, die früh den Kontakt zu Menschen suchen, die vermeintliche DemonstrantInnen sein könnten.

Ab 17 Uhr 30: Der Lautsprecherwagen wird aufgebaut, die Demo formiert sich. Die Menschen an der Demospitze sind zum großen Teil schwer vermummt. Die Polizei lässt mitteilen, dass das toleriert würde.

Nach einem Redebeitrag zum Thema "Kapitalismus und Bildung" geht es gegen 18 Uhr los.

Kein Polizeispalier engt die Bewegungsfreiheit der DemonstrantInnen ein: Das gab es schon lange nicht mehr, weder in Freiburg noch anderswo in Baden-Württemberg. Ungehindert können Flyer verteilt und Gespräche mit PassantInnen geführt werden. Die Stimmung ist gut, ca. 700 Menschen gehen im Demozug, viele sind drumherum.

Am Bertholdbrunnen findet die erste Zwischenkundgebung statt, die FAU Freiburg hält einen Redebeitrag zum Thema "Anarchosyndikalismus". Ein riesiges, intergalaktisches Dreirad-Raumschiff-Vehikel kommt aus Richtung Martinstor angerast und landet zielgenau vor der Demospitze: Wummernde Bässe, bunte antikapitalistische SuperheldInnen und schwere Bewaffnung (mit Säure gefüllte Spritzpistolen?) sorgen für Lacher und Abwechslung.

Weiter gehts durchs Martinstor, die ersten Böller werden gezündet und Wasserbomben fliegen Richtung Polizei. Die Demo wird von der Polizei angehalten, erste Teams setzen ihre Helme auf.

Über Lautsprecher fordern die Einsatzleitung und ein Anti-Konflikt-Beamter die Leute auf, keine "Pyros und Wasser " mehr auf die BeamtInnen zu werfen. Nach einigem Hin-und-Her gehts weiter.

Die Polizei wird sichtlich unruhiger: BFE-Trupps kommen angerannt, postieren sich an den Seitenstraßen.

Nächster Halt ist am italienischen Generalkonsulat Ecke Schreiberstraße/Kaiser-Joseph-Straße. Der G8-Gipfel in L'Aquila ist gerade einen Tag vorbei, das Konsulat wird von der Polizei abgeschirmt, die Demo geht nach einem kurzen Beitrag zum Gipfel geradeaus weiter über die Dreisam.

Nach einer weiteren Zwischenkundgebung, auf der der Nato-Gipfel in Strassbourg 2009, der Protest gegen ihn und die Repressionen gegen AktivistInnen (immer noch sitzen Aktivisten im Strasbourger Knast  thematisiert werden, kommt die Demo nach einem Endspurt gegen 20 Uhr Ecke Wilhelmstraße/Belfortstraße an. Sie wird über Lautsprecher "offiziell" für beendet erklärt.

Doch das scheint ca. 200 die Versammlungsfreiheit liebende Menschen nicht zu kümmern: Eine Spontandemo formiert sich und rennt in Richtung Stadttheater los. Völlig ohne Polizeibegleitung, die sich schon an der Wilhelmstraße verbschiedete. Auf der kurzen Runde wird eine Scheibe des Regierungspräsidiums, der Sparda-Bank und eine (nun nicht mehr) schicke Polizei-Leucht-Reklame gesmasht.

Die Polizei hinkt gnadenlos hinterher, die Spontandemo kommt unbehelligt wieder in der Belfortstraße an.

Ein Polizeihubschrauber schwebt knatternd über dem Viertel, alle Ausgänge werden locker kontrolliert: Keine Personalienkontrollen, aber Rucksäcke werden durchsucht.

In der Belfortstraße werden sechs Menschen von einer BFE-Einheit festgesetzt, auf den Boden geschmissen. Es sieht nach einer Festnahme aus, nach ca. 10 Minuten werden alle sechs wieder freigelassen mit einem mündlich ausgesprochenen Platzverweis für die Innenstadt.

Die Stimmung beruhigt sich nun, Partystimmung kommt auf, einige Leute diskutieren mit der nun anwesenden Einsatzleitung, die stinksauer ist, sich verarscht fühlt und die Sachbeschädigungen bejammert.

Die Demo kann als gelungen angesehen werden: Sie war in großen Teilen selbstbestimmt (Vermummung, Behelmung, unangemeldet, Spontandemo,...) trotz des großen Polizeiaufgebots und wurde in der Stadt gut wahrgenommen. Die Out of Control-Aktionen verteilt in der Stadt fanden teilweise statt (Shopping-Clowns, Fahrraddemo, Wasserbombenschlacht). [Weiß da jemand mehr zu berichten?]