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Gef?ngnis?konomie

Spanien: Gefangene stellen die Gitter her die sie einsperren
 
GEFANGENE WERDEN ZU PRODUZENTEN DER GITTER FÜR NEUE GEFÄNGNISSE

26.05.06
"Es fehlt nur noch, daß die zum Tod durch Erhängen Verurteilten die Stricke herstellen"... so lautet die bittere Enleitung des Artikels über eine Initiative der Strafvollzugsverwaltung, die zum Ziel hat, den Kostenaufwand für die Population der Strafgefangenen zu reduzieren und gleichzeitig " ihre Reintegration bei der Entlassung zu erleichtern".

STRAFRECHT

La Vanguardia.- Die aktuell mehr als 8000 Gefangenen in Katalanien (Catalunya ) kosten die Verwaltung ca. eine halbe Million Euro täglich ( sieben Euro je Häftling ). Eine Zahl - angegeben von Albert Batlle, dem Sekretär der Gefängnisdienste - die nicht aufhört anzusteigen, denn im Verlauf des Jahres wurden in die katalanischen Gefängnissen im Durchschnitt täglich vier neue Häftlinge eingeliefert. "Wenn es so weitergeht wird ihre Zahl irgendwann nicht mehr zu bewältigen sein", so Batlle.

"In der aktuellen Realität erweist Arbeit im Gefängnis sich als die beste Form, dieser Rechnung entgegenzuwirken. Die ( autonome, katalanische ) Regierung hat offenbar bereits Schritte hinsichtlich dieser Aufgabe unternommen, alle dazu in der Lage befindlichen Gefangenen werden künftig in der Produktion von Gittern, Türen, Schließfächern und Betten beschäftigt, die in den geplanten, neuen Haftanstalten in Tàrrega, Tarragona und der Provinz Barcelona benötigt werden".

Beabsichtigt ist die Einrichtung zweier Arbeitsgruppen außerhalb des Gefängnisbereichs, um die Belegschaft der Gefangenen ( ca. 2.400 Personen), die gegenwärtig während des Ableistens ihrer Haft in den Vollzugsanstalten arbeiten, zu vergrößern. Einer dieser Arbeitsbereiche - bereit zur Inbetriebnahme - wird sich in Granollers befinden, der Umgebung des Gefängnisses Quatre Camins ( *dort hat 2004 ein Gefangenenaufstand mit Geiselnahme gegen die Unrträglichkeit der Überbelegung stattgefunden ) und der andere im Einzugsbereich von Can Brians, in Martorell.
Gegenwärtig existiert in Katalanien nur ein Projekt selben Charakters. Hierbei handelt es sich um eine sparierte Zone in den Weinbergen von Raimat (Segrià) wo hundert Inhaftierte beschäftigt sind, die jeden Tag vom Gefängnis in Lleida mit Bussen 14 km weit zum Arbeitsbereich Centre Ponent gebracht werden.
"Zur Verarbeitung des für die Gefängnisneubauten wichtigsten Materials", heißt es weiter, "fehlt es hauptsächlich noch an Schweißern. Nur im spezialisierten Quatre Camins gibt es dazu entsprechende Kräfte. Doch in Raimat wird bereits daran gearbeitet, die erwartete Nachfrage decken zu können".

Das Departement der Justiz brüstet sich mit den Worten des Direktors des Cire (Centro de Iniciativas para la Reinserción - Zentrum der Initiativen für Wiedereingliederung ),Manuel Revuelta, lautstark damit, die Ersten zu sein, die ein solches Beispiel in Lleida und Tarragona realisieren. Für Revuelta hat die absurde Tatsache, daß die Gefangenen einen Großteil der Gitter der künftigen Gefängnisse herstellen, in die sie möglicherweise bald verlegt werden, keine besonderen Auswirkungen: "Der Inhaftierte ist darüber bereits hinaus. Alles was er will, ist arbeiten, denn dadurch vergeht ihm seine Haftzeit schneller und außerdem verdient er dadurch viel mehr."



NÜTZLICHE ZWANGSAUSBEUTUNG

Bereits seit Jahren ist das Centre Ponent dank der von den
Gefangenen geleisteten Arbeit in der Druckerei, der führende Produzent
von Umschlägen, Büromaterialien und Formularen mit dem Wappen der Justiz, die für die Versendung von Urteilen, Einlieferungs;-und Entlassungschreiben der Strafanstalten benutzt werden. Das Gefängnis von Lleida verzeichnet die meisten Inhaftierten und die Arbeitsgruppe dort stellt, zusammen mit der von Raimat ( wo vom Sonnenschirm bis hin zur Obstkiste produziert wird), mehr als die Hälfte der tausend Häftlinge im Centre Ponent.

KAPITALISTISCHE UMERZIEHUNG DURCH DIE AUSNUTZUNG DER SITUATION

Die Gefangenen werden nach Stückzahl bezahlt und können fast 600 € monatlich verdienen. Der größte Vorteil für sie ist jedoch, jeden Tag aus dem Gefängnis herauszukommen. "So bekommst du ein Gefühl von Freiheit, das anders nicht erreichbar ist. Wenn das Wochenende beginnt, wünsche ich mir schon wieder zur Arbeit gehen zu können", beschreibt Diego, dem noch drei Jahre zur Ableistung seiner zehnjährigen Haft wegen Banküberfällen fehlen, seine emotionelle Situation.

Manuel Revuelta von Cire beutet diese innerliche und materielle Not Gefangener als humanitären Fortschritt aus, indem er unterstreicht, daß nun nicht mehr "Alle ihre Strafe hinter Gittern verbüßen müßen". Gleichzeitig hat er keine Skrupel klarzustellen, daß dieses Privileg externer Vollbeschäftigung gewisse Voraussetzungen, sozusagen Bewerbungskriterien, erfordert, als da sind: über den Gefangenen dürfen keine Sanktionen verhängt worden sein; er muß für den zweiten oder dritten Grad des Vollzugs vorgesehen sein und zuvor einige Begünstigungen erworben haben. Mit andern Worten er muß sich als integrationswillig, anpassungsfähig und willenlos erweisen und keinesfalls darf er etwa das Strafvollzugsystem kritisiert und erst recht nicht angegriffen oder sich mit solchen, die es taten, solidarisiert haben.

"In den externen Arbeitsbereichen nämlich gibt es", laut Revuelta, "kaum Überwachung und wer fliehen will, brauche nur durch die Tür zu gehen..., denn wer hier angelangt sei, habe den Zyklus der Cire durchlaufen, die mit der Formation beginnt, durch die Arbeit in der Produktion weitergeht und mit der Reintegration endet"..., Willkommen im kapitalistischen Neoliberalismus

****
ANSCHLAG auf das CIRE in BARCELONA, Februar 2006

Am 09. Februar 2006 wurden in Barcelona drei Personen von den Anti-Terror-Brigarden des spanischen Staates verhaftet. Bei einer gleichzeitigen Hausdurchsuchung wurde außer Aufklebern und Publikationen nichts weiter gefunden. Einer der drei ist Italiener; er wurde freigelassen. Den beiden Spaniern, Ruben und Ignasi, wurde vorgeworfen einen Anschlag auf das Cire ( Zentrum der Initiativen für Wiedereingliederung ) und zudem einen Sabotageakt gegen die Banco ( Bank ) Sabadell verübt zu haben... ohne daß es dafür einschlägige Beweise gab. Auf richterliche Anordnung hin, wurden die Terrorverdächtigen in Untersuchungshaft gebracht.
Sehr schnell formierte sich auf iberischem Territorium eine breite Solidaritätsfront und es kam zu Aktionen in Madrid, Guadalajara, Mallorca, Cornellà, Bilbao, Barcelona, Almería, Zaragoza, Burgos..., außerdem wurden Faxe an den zuständigen Richter versandt und Informationsveranstaltungen abgehalten. Schließlich wurde Ignasi im März gegen eine Kaution von 3.000 € freigelassen. Um die Freilassung von Ruben wird noch immer gekämpft. Verfahrensstand und Adresse siehe unter: www.presosalacalle.tk

Al Margen /Außerhalb des Rahmens
 http://carteleralibertaria.org/articulo.php?p=2033&more=1&c=1