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Nach Chirac-Rede: Nachtdemos in Frankreich

Tausende Menschen haben nach der Rede von Präsident Jacques Chirac zur Arbeitsrechtsreform in Frankreich in der Nacht auf Samstag gegen das Gesetz demonstriert. Allein in Paris gingen nach Augenzeugenberichten mehrere tausend Gegner der Reform auf die Strasse.
 

Die ersten Demonstranten hatten sich gegen 19.00 auf dem Bastille- Platz versammelt und waren dann stundenlang durch die Hauptstadt gezogen. Die nicht bewilligten Proteste verliefen zum grössten Teil friedlich. In den frühen Morgenstunden am Samstag kam es jedoch vereinzelt zu Ausschreitungen.

Mehrere Dutzend Vermummte zerstörten aus der Menge der friedlichen Demonstranten heraus Schaufensterscheiben. Sie warfen Abfalleimer und Motorroller um. Die anderen Protestierer versuchten immer wieder die Randalierer zu beruhigen.

Gegen 3.00 Uhr löste sich der Protestzug bis auf kleinere Grüppchen auf. Nach Polizeiangaben wurde zunächst niemand festgenommen.

Auch in Strassburg, Nancy, Grenoble, Lyon, Bordeaux, Lille, Le Mans, Nantes und Poitiers versammelten sich hunderte Jugendliche zu Protestkundgebungen. Auch dabei kam es vereinzelt zu Ausschreitungen. In Nantes wurden nach Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften mindestens acht Menschen festgenommen.

Chirac hatte am Freitagabend angekündigt, die seit Wochen immer heftiger von Studenten und Gewerkschaftern bekämpfte Arbeitsrechtsreform unterzeichnen zu wollen. In einer Ansprache an die Nation forderte Chirac gleichzeitig vom Parlament einen neuen "Ersteinstellungsvertrag" (CPE), um die besonders umstrittenen Punkte auszuräumen.

In der Praxis dürfe kein solcher Vertrag in der Arbeitswelt geschlossen werden, der diese Veränderungen nicht berücksichtige, sagte Chirac. Die Probezeit müsse von zwei auf ein Jahr verkürzt werden. Zudem müssten Kündigungen begründet werden.

Vor allem gegen die letzten beiden Punkte waren in den vergangenen Wochen teils Millionen Franzosen zu Protesten auf die Strassen gegangen. Streiks hatten Teile des öffentlichen Lebens lahm gelegt. Zahlreiche Universitäten und Gymnasien sind immer noch blockiert.

Quelle: SDA/ATS