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Frankreich: Streik f?hrt zu Verkehrschaos


Mit Staus in einer Gesamtlänge von 128 Kilometern hat für die Pendler im Grossraum Paris der landesweite Streiktag gegen die Arbeitsrechtsreform der Regierung Villepin begonnen. Auch im Flug- und Bahnverkehr mit der Schweiz kam es zu Behinderungen.
 
Die Staus um Paris seien doppelt so lang wie an einem normalen Morgen, teilte die Verkehrsleitstelle am Dienstagmorgen mit. Viele Pendler waren aufs Auto umgestiegen, da in der Hauptstadtregion rund die Hälfte der Züge wegen des Eisenbahnerstreiks ausfielen. Auch Métro und Busse waren betroffen.

Von den Protesten der Schüler, Studenten und Gewerkschaften gegen die Lockerung des Kündigungsschutzes für Berufsanfänger sind der öffentliche Verkehr und das Schulwesen besonders betroffen. 30 Prozent der Flüge wurden annulliert, auch Flüge von und nach der Schweiz.

In Paris ist die Zahl eingesetzter Polizisten auf etwa 4000 erhöht worden. Dort war es am vergangenen Donnerstag am Rande einer Kundgebung zu schweren Krawallen gekommen.

Die zwölf Gewerkschaften und Verbände gingen davon aus, an dem Aktionstag mehr Gegner als zuvor zu mobilisieren. Jeder dritte TGV- Hochgeschwindigkeitszug und 60 Prozent der Regionalzüge fuhren nach SNCF-Angaben nicht, 27,7 Prozent der Eisenbahner streikten seit Montagabend. Mehrere TGV-Züge von der Schweiz nach Frankreich wurden gestrichen.

Angesichts der Krise bleibt Präsident Jacques Chirac in Paris, er sagte eine Reise nach Le Havre am Donnerstag ab. In dem verhärteten Konflikt haben die führenden Gewerkschaften ein neues Gesprächsangebot des Premierministers für Mittwoch abgelehnt.

Villepin hatte Gewerkschaften und Studentenverbände am Montagabend schriftlich eingeladen, mit ihm über «Anpassungen» der Reform zu sprechen. Die Gegner verlangen, dass Villepin das Gesetz über eine zweijährige Probezeit für junge Arbeitnehmer zurückzieht.

Am Montagabend hatte der Vorsitzende der bürgerlichen Regierungspartei UMP, Innenminister Nicolas Sarkozy, indirekt Kritik an Villepin geübt. «Man kann standhaft sein, ohne starr zu sein, zuhören, ohne seine Überzeugungen aufzugeben, versöhnlich sein, ohne schwach zu sein», sagte Sarkozy in Douai in Anspielung auf Villepins Weigerung, das Gesetz über eine zweijährige Probezeit für Berufseinsteiger unter 26 zurückzunehmen.

«Man muss den Geist des Kompromisses wiederfinden, wo ein jeder bereit ist, dem anderen einen Schritt weit entgegen zu kommen, um eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen. Das müsste der Leitfaden guten Regierungshandelns sein», sagte Sarkozy, dem ebenso wie Villepin Ambitionen auf die Präsidentschaft nachgesagt werden.

Unterdessen rief das amerikanische Aussenministerium angesichts der geplanten Massenproteste die US-Bürger in Frankreich zu erhöhter Vorsicht auf. Sie sollten Menschenansammlungen meiden und besonders nachts aufmerksam sein, hiess es in einer Erklärung vom Montag. Die Proteste gegen die Lockerung des Kündigungsschutzes seien auch in Gegenden, die häufig von Touristen besucht würden, in Gewalt umgeschlagen.

US-Aussenministerin Condoleezza Rice bricht am Mittwoch zu einer Reise nach Deutschland, Frankreich und Grossbritannien auf.

Quelle: SDA/AP