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Baskischer politischer Gefangener ermordet?
Donnerstag, den 02. März 2006 um 11:19 Uhr
In einem möglichen Friedensprozess http://de.indymedia.org//2005/11/132914.shtml im Baskenland taucht wieder einmal ein baskischer Gefangener tot in der Zelle auf. Am Montag wurde Igor Angulo angeblich erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Wie stets, heißt es sofort Selbstmord, doch inzwischen spricht eigentlich fast alles gegen die Version. Zum Beispiel war er an den Händen gefesselt. Es könnte sich wieder einmal um einen Versuch handeln, den Friedensprozess zu torpedieren. Derlei Vorgänge kennt man zur Genüge aus der Geschichte. Batasuna http://de.indymedia.org//2006/01/137160.shtml , hat erklärt, die Sozialisten (PSOE) nähmen die "Gefangenen als Geiseln" und benutzten sie als Tauschmittel. http://de.indymedia.org//2006/02/138507.shtml |
Angeblich soll sich der 33jährige aus dem Bilbaoer Stadtteil Santurtzi mit Lederbändern an den Gitterstäben erhängt haben. Doch durfte er, der als gefährlicher Fies-Gefangener eingestuft war, nicht einmal Schuhbändel haben. Wie er sich mit gefesselten Händen erhängt haben soll, wurde schon am Dienstag gefragt.
Inzwischen sind weitere Details ans Licht gekommen. Die verschiedenen Versionen, die von den Behörden abgegeben werden, stimmen nicht mit den Fakten überein. Als der forensische Arzt kam, hing er nicht mehr an den Gitterstäben, sondern lag auf dem Bett. Wer hat ihn warum ohne richterliche Erlaubnis abgenommen?
Es kommt noch dicker. Behauptet wurde inzwischen, man habe eine Reanimation versucht, damit sollte das Abhängen begründet werden. Doch der Arzt hat festgestellt, dass die Schnüre noch lange Zeit später den Hals zusammen gedrückt haben. Merkwürdige Reanimation jedenfalls. Heute wird es Landesweit zu Gedenkfeiern kommen, der Hauptakt ist um 17 Uhr 30 in seinem Stadtteil http://euskalherria.indymedia.org/eu/2006/02/25662.shtml
Als Ziel einer neuen möglichen Aktion des schmutzigen Kriegs http://de.indymedia.org//2005/12/134891.shtml , um die Friedensbemühungen zu torpedieren http://de.indymedia.org//2006/02/139804.shtml , war er sehr geeignet. Wegen der Zerstreuung war es der einzige baskische politische Gefangene im Knast von Cuenca, 600 Kilometer entfernt vom Baskenland und allein auf der Zelle. Das ist bei mehr als 700 baskischen politischen Gefangenen auch bei der Verteilung über ganz Frankreich und Spanien nicht einfach, jemanden allein und ungeschützt zu haben. Er war 1996 verhaftet und wegen Mitgliedschaft in der ETA, Fälschung von Dokumenten zu 34 Jahren Haft verurteilt worden. Anschläge wurden ihm nicht vorgeworfen. ER hatte nach der Verhaftung schwere Folter angezeigt, musste während der Kontaktsperre ins Krankenhaus gebracht werden. http://de.indymedia.org//2006/02/138888.shtml
Das alles läßt nichts gutes vermuten. Das ganze erinnert jedenfalls an
den Fall Jose Maria Aranzamendi. Der wurde vor der letzten Waffenruhe im Februar 1997 erhängt mit auf den Rücken gefesselten Händen und gefesselten Füßen gefunden worden. Der 42jährige Untersuchungsgefangene soll in seiner Zelle im Gefängnis von Alcala Meco (Madrid) Selbstmord begangen haben. Auffällig war, dass die Fesseln in der offiziellen Mitteilung des Innenministeriums nicht auftauchten. Der Tod trat ausgerechnet in der Zeit ein, als der Rest der Gefangenen beim Hofgang war.
Kurz darauf traf es das 21jährige ETA-Mitglied Josu Zabala. Er wurde am 27. März 1997 tot in einem Waldstück gefunden. Angeblich habe er sich selbst mit einem Schuss ins Herz das Leben genommen. Die neben ihm liegende Pistole wies aber keine Fingerabdrücke auf, und eine Kugel war nicht zu finden. Ein Selbstmord mit einem Schuss ins Herz war selbst für die ermittelnden Polizisten merkwürdig. Noch merkwürdiger ist die Abwesenheit der Kugel. Da der Schuss von oben nach unten ausgeführt wurde, hätte sie im Boden stecken müssen. Auf der Stirn hatte er zudem unerklärliche rote und blaue Flecken. Vieles deutet auf einen Mord der Polizei oder des Geheimdienstes hin, der an einer anderen Stelle durchgeführt worden ist.
Auffällig ist, dass gerade in Phasen der Entspannung Mitglieder der linken Unabhängigkeitsbewegung unter ungeklärten Umständen zu Tode kommen. Zabala, Aranzamendi als die ETA gerade mit der demokratischen Alternative ein Friedensangebot machte. Derzeit wird ja viel über einen Friedensprozess geredet, der vor allem von der Ultrarechten in Spanien torpediert wird. http://de.indymedia.org//2006/02/140127.shtml
Während der Waffenruhe und dem Friedensprozess von Lizarra http://de.indymedia.org//2003/12/71019.shtml gibt es dann einen neuen Toten. Das ETA-Mitglied Joselu Geresta wird während der Waffenruhe der ETA am 20. März 1999 in Orereta (spanisch Renteria) mit einer Kugel im Kopf gefunden. Zwar wird auch sein Tod als Selbstmord dargestellt, doch dagegen sprach alles. Geresta sind nach seinem Tod zwei Zähne ausgerissen worden und außerdem wurde die Haltung der Leiche verändert. Diese Fakten kam nur durch eine zweite, von der Familie erzwungene Autopsie ans Tageslicht. Einem Verwandten, der ihn zuvor hilflos umherirren sah, hatte er erzählt, er werde verfolgt. „Sie werden sagen, ich habe mich umgebracht, wenn sie mich tot finden“, zitiert der Cousin die letzten Worte von Geresta. Um den Angehörigen nicht in Gefahr zu bringen, habe er jede Hilfe abgelehnt. Nach Gerestas Verschwinden seien zwei Männer aufgetaucht, die ihn verfolgten, erklärte der. Seine Freundin wird wenige Tage zuvor wie zufällig verhaftet und schwer gefoltert. Weitere Fälle und Ausführungen, vergleiche "Tondar - Geschichte und Widerstand politischer Gefangener" Hrsg. Ralf Streck, Pahl-Rugenstein Verlag Bonn, ISBN 3-89144-348-X)
Die ETA hat auf den neuen Toten mit zwei Bomben reagiert. Sie hatte kürzlich gemeinsame Schritte für einen Friedensprozess gefordert. http://de.indymedia.org//2006/02/139513.shtml Eine Bombe zerstörte Teile des Gerichtsgebäude in Mungia abgelegt und großen Sachschaden angerichtet. http://de.indymedia.org//2006/02/139250.shtml GEstern Nacht führte sie einen kleineren Anschlag auf das Marineinstitut in Mutriku aus. Es gibt überall Demonstrationen und Sabotageaktioen.
Insgesamt gibt es 12 Tote Gefangene in den letzten 20 Jahren, drei davon in den letzten 20 Monaten. Bei Oihane Errazkin, aus Donostia, die im Juli 2004 im Pariser Knast tot gefunden wurde und bei José Angel Altzuguren, der am im Oktober 2005 im Knast von Soria gefunden wurden, kann man von Selbstmord ausgehen. Beide sind damit wohl eher Opfer der sehr harten Haftbedingungen und der Zerstreuung.
Insgesamt sprechen die letzten Wochen eher gegen einen Friedensprozess als dafür. Es ist aber auch klar, dass es in so einem Prozess zu heftigen Provokationen kommen wird. Die baskische Partei Batasuna http://de.indymedia.org//2006/01/137160.shtml , hat erklärt, die Sozialisten (PSOE) nähmen die "Gefangenen als Geiseln" und benutzten sie als Tauschmittel. http://de.indymedia.org//2006/02/138507.shtml
Quelle: Indymedia CH