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«Keine Schnellstrasse»

Nach Wochen des indirekten Dialogs soll es bald zum «Gespräch an einem Tisch» zwischen Stadt und Gassenküche kommen.
 
Seit Wochen kommt es Sonntagabend für Sonntagabend zum selben Schauspiel: Die Gassenküche zieht los und stellt ihre Töpfe dort auf, wo sie die Stadt nicht mehr tolerieren will. Trotzdem kam es erst einmal zur Konfrontation: Am Pfingstsonntag setzte die Polizei auf der kleinen Schanze Tränengas ein. Damals kündigte Polizeidirektor Stephan Hügli an, die Essensabgabe an unerlaubten Orten von nun an verhindern zu wollen.

Geschehen ist aber nichts mehr, ausser dass die Stadt die Gassenküche seither mit einer eigenen Essensabgabe konkurrenziert. SVP-Stadtrat Beat Schori wirft dem Gemeinderat in einem letzte Woche eingereichten Vorstoss darum vor, seine Entscheide nicht durchzusetzen.
Sozialdirektorin Edith Olibet rechtfertigt die Zurückhaltung auf Anfrage damit, dass nach Wochen des «indirekten Dialogs über Kontaktpersonen, E-Mails und Pressekonferenzen» nun «konkrete Schritte hin zum direkten Gespräch an einem Tisch» erfolgt seien. Welche das sind, kann Olibet aus «verhandlungstechnischen» Gründen nicht sagen. Die Annäherung brauche «Fingerspitzengefühl», man will dem zarten Pflänzchen Dialog «keine Steine in den Weg legen». Letzte Woche hatten unbedachte Worte seitens Stadt ein zurechtweisendes Communiqué der Gassenküche zur Folge.
Ebenfalls nicht beantworten kann die Sozialdirektorin die Frage, wie lange die Stadt die Gassenküche noch an unerlaubten Standorten tolerieren will. Sie gibt aber zu bedenken, dass «die Basisdemokratie bei der Gassenküche keine Schnellstrasse ist». Es brauche darum Geduld.
So lange die Stadt der Gassenküche gegenüber geduldig bleibt, so lange wird sie bei der Anlaufstelle – wo eigentlich die Gassenküche hin sollte – selbst Essen verteilen. Ein Dauerzustand soll das laut Olibet aber nicht sein. Finden sich Stadt und Gassenküche in der Standortfrage, werden die Randständigen auf die bereits beliebten städtischen Menüs – Fleisch inklusive – wieder verzichten müssen.Adrian Zurbriggen
quelle: Berner Zeitung