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Communiqué zum Angebot der Stadt bezüglich Räumlichkeiten für ein nichtkommerzielles Kulturzentrum in Thun (3. Oktober 2012)
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Communiqué zum Nächtlichen Tanzvergnügen 2.0
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"Salo"-Zensur: Xenix von Evangelikalen angezeigt
Montag, den 12. Februar 2007 um 14:30 Uhr
Die Auseinandersetzung um Pasolinis Film "Salo" spitzt sich weiter zu: Obwohl das Xenix den Schwanz einkniff und die Vorführung in der Zürcher St. Jakobskirche ersatzlos absagte, geben die evangelischen Gruppen, die hinter dem Verbot stehen, keine Ruhe. Sie propagierten laut einer Medienmitteilung, nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen, weil Pasolinis Film nicht gezeigt werde. Man müsse dem «Missbrauch unserer Kirchen den Riegel schieben».Übers Wochenende haben sie nun durch deutsche und österreichische Kollegen Strafanzeige einreichen lassen.
Derweil fand am Sonntag in der St. Jakobskirche anstelle des Films eine Podiumsdiskussion statt. Während die VeranstalterInnen lieber nur über den Film und nicht über das Verbot diskutiert hätten, war die Mehrzahl des Publikums anderer Meinung. Das Xenix wurde wegen seiner wankelmütigen Haltung teils deutlich kritisiert.
Dass die Vorführung abgesagt wurde und der Film mittlerweile aus nahezu allen Läden, Videotheken und Versandhandlungen verschwunden ist, war der "Spurgruppe" selbsternannter "Zürcher Christen" offensichtlich nicht genug. Siegestrunken stellten sie via Kollegen aus Deutschland und Österreich Strafanzeige und verlangten von der Kantonspolizei, die Vorführungskopie zu beschlagnahmen. «Auch die Vorratshaltung derart gewaltverherrlichender und pornografischer Machwerke ist strafbar.» [1]
Und rennen damit offene Türen ein. Bereits am Samstag hatte der Polizeisprecher im Tagi einmal mehr unmissverständlich klar gemacht, dass das Vorführungsverbot lediglich der Anfang sei. Angesprochen darauf, dass der Film [bis vor kurzem] in Videotheken und Shops erhältlich sei, und dass die Polizei nun konsequenterweise auch diese DVDs beschlagnahmen müsste, sagte er, dass «bei allfälligen Anzeigen auch diese DVDs konfisziert würden». [2]
Obwohl juristisch Kundige vielfach der Meinung sind, ein Verbot des Filmes hätte vor Gericht kaum eine Chance. Laut einem TA-Artikel wird dies auch durch einen Bundesgerichtsentscheid gestützt. [2]
Bericht von der Diskussion vom Sonntag.
Zunächst erfolgte eine Einführung durch Anselm Burr, den durch die geplante Filmvorführung unter Beschuss geratenen Pfarrer der St. Jakobskirche. Darin sagte er u.a., dass die Polizeiaktion nicht allein auf den Bericht in 20 Minuten zurückgehe (siehe link im vorherigen Artikel), sondern es hätte von mehreren Gemeinderäten einer Partei, deren Namen er nicht nennen wolle (es handelt sich um die EVP), eine Lobbying Aktion stattgefunden, d.h. Anrufe an die Polizei (und wohl auch u.a. Tagblatt, 20 min und Tele Züri usw.) mit Forderung nach einem Verbot.
Somit wird deutlich, dass es bei der Polizeiaktion letztlich nicht nur um den Film allein geht, sondern auch um einen Flügelstreit innerhalb der reformierten Kirche sowie mit evangelikalen Sekten. Schon vor Jahren gab es ja in derselben Kirche St. Jakob eine Auseinandersetzung mit dem für derartige Aktionen bekannten, selbsternannten evangelikalen "Pornojäger" und Homosexuellenhasser "Porno-Egon" Thomen alias "Der Hammer Gottes", der anlässlich einer Ausstellung zwei Bilder mit einem Hammer attackierte und später dafür vor Obergericht teilweise freigesprochen wurde. (Der Hammer ist sein liebstes Tatinstrument, auch auf seiner Homepage ist ein Zeitungsartikel mit Fotos abgebildet, worauf er in Aktion posiert, der Vorfall in der St. Jakobskirche wird ebenfalls erwähnt.) [3]
(Zu diesem Hintergrund passt auch eine "Mahnwache" genannte Mini-Demo von selbsternannten "Christen von Zürich" höchstwahrscheinlich evangelikaler Provenienz -- ebenso, dass laut tagi.ch "Christliche Bürgerinitiativen aus Deutschland und Österreich" inzwischen bei der Polizei Strafanzeige gegen die Programmverantwortlichen des Kinos Xenix eingereicht haben. Weiter, dass es die "Christen von Zürich" explizit auf den Pfarrer abgesehen haben, der auch schon für die von "Porno-Egon" attackierte Ausstellung verantwortlich zeichnete: «Pfarrer wie Burr sollen sich entweder Gottes Herrschaft unterstellen oder einen anderen Beruf suchen!») [4]
Ausserdem, führte Burr an der Diskussion weiter aus, sei ihm in der Meldung von 20 Minuten mehrfach das Wort im Mund herumgedreht worden, er habe z.B. gesagt, man werde Alterskontrollen machen, während in der Zeitung dann genau das Gegenteil gestanden habe.
Ein Mitglied des Xenix erläuterte kurz den Beschluss, mit Rücksicht auf den Kirchenfrieden die Vorführung abgesagt zu haben.
Der Schriftsteller Klaus Theweleit analysierte in einem längeren Vortrag den nunmehr nicht gezeigten Film, wobei er sich auf Passagen aus seinem Buch "Deutschlandfilme" stützte. (Auch er thematisierte die Parallelen u.a. zu Abu Ghraib.)
Christine Stark, die Filmbeauftragten des reformierten Mediendienstes, die den Film schon in einem tendenziösen Interview im Tagblatt verteidigt hatte (siehe voriger Artikel), beleuchtete Salo aus christlicher Sicht bzw. erläuterte diejenigen Stellen, die auf das Christentum explizit Bezug nehmen.
Danach war (wohl nicht immer zur Freude der Veranstalter) das Publikum am Zug. Mehrere berichteten von ihren Eindrücken des Filmes, andere warfen Fragen nach der Gewalt in unserer Gesellschaft auf.
Ein älterer Herr bemerkte, mit dem (erneuten) Verbot des Films stünden wir nun wieder an derselben Stelle wie vor 30 Jahren schon einmal. Auch wurde darauf hingewiesen, dass in der Regel lediglich unangenehme Darstellungen von Gewalt, welche die Herrschenden in Frage stellen, ins Fadenkreuz der Strafverfolger geraten, währen kommerzielle, gefällige Gewaltdarstellungen mit Happy End von den Behörden unhinterfragt gutgeheissen würden.
Zwar hatten die Veranstalter noch darauf hingewiesen, sie wollten lediglich über den Film und nicht über den Zensurfall diskutieren, doch die Mehrheit des Publikums war anderer Meinung.
Zwar hatten alle dafür Verständnis, dass die Eskalation um den Film nicht auf dem Buckel der St. Jakobskirche ausgetragen werden sollte, und dass auch nicht die einzige noch erhaltene 35mm Kopie mit deutschen Untertiteln aufs Spiel gesetzt werden sollte. Jedoch wurde das Xenix unter Applaus mehrfach dafür kritisiert, nicht klargestellt zu haben, dass sie die Zensur nicht einfach kleinlaut hinnehmen wollen, sondern nicht mindestens verbindlich ankündigten, den Film sogleich nach der Wiedereröffnung des eigentlichen Xenix nach dem Umbau dort zu zeigen, um eine juristische Klärung anzustreben, die mit grösster Wahrscheinlichkeit für den Film günstig verlaufen würde.
Mangelnde Zivilcourage und ihre Folgen ...
Bis zum Schluss waren die anwesenden VertreterInnen des Xenix nicht zu einer verbindlichen Zusage bereit, was vielerorts einen schalen Geschmack hinterliess und sogar im Aufruf gipfelte, MitgliederInnen sollten ihre Mitgliedschaft sistieren, bis das Xenix den Film trotz der Drohungen der Polizei zeigt. Die vorgebrachte Entschuldigung, das Kollektiv sei innert 2 1/2 Tagen zu dieser Frage nicht beschlussfähig, klingt etwas nach einer Ausrede, schliesslich konnte die ersatzlose Absetzung der Vorführung noch am gleichen Tag problemlos beschlossen werden.
Mit der Programmierung von Salo in einer Kirche und an einem Sonntag war klar, dass konservative oder evangelikale Kreise dies als Provokation empfinden und ev. reagieren würden. Und auch wenn die schliesslich erfolgte Eskalation nicht ohne weiteres vorhersehbar war, so entbindet dies nicht von einer gewissen Verantwortung dafür, wie sich die nun einmal in Gang gebrachte Geschichte weiter entwickelt.
Durch den vorauseilenden Gehorsam gegenüber der Drohung der Polizei wurden Tatsachen geschaffen, welche über das Xenix hinaus alle Kulturinteressierten betreffen: der Film ist nun quasi verboten und aus wohl allen Videotheken, Vesandhandlungen und Läden verschwunden. Wer ihn auf eigene Faust importiert, muss damit rechnen, dass an seiner/ihrer Person die juristische Auseinandersetzung vollzogen wird, die auf sich zu nehmen die BetreiberInnen des Xenix sich ausdrücklich scheuen, obwohl sie als Repräsentanten eines anerkannten Kulturkollektivs vor Gericht weitaus die besseren Karten in der Hand hätten als etwa ein Videothekar oder eine Privatperson.
(Auch ein Mitglied von PigBrother erdreistete sich diese Meinung öffentlich kund zu tun, worauf er von einem Xenix-Vertreter nach der Veranstaltung u.a. als "Wixer" beschimpft wurde, der nur nur deshalb keine Prügel bezogen habe, weil man hier in einer Kirche sei ...)
Freiheit war gestern ... ist doch egal ...
Die inzwischen erfolgte Strafanzeige dürfte es für das Xenix erschweren, die Angelegenheit einfach stillschweigend ad acta zu legen bzw. auf sich beruhen zu lassen. Vielleicht bietet sie sogar Gelegenheit für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema Zensur in der Schweiz, wozu offensichtlich Nachholbedarf besteht.
Wie schon im vorherigen Artikel in einem Kommentar ergänzt, war "Salo" weder der erste noch der zweite Fall, in dem 20 Minuten mit einem einzigen Hetzartikel Aufführungen von Filmen verhinderte, und wie der Karren läuft, wird es auch nicht der letzte gewesen sein. Auch aus Deutschland vernimmt man entsprechendes, die liberalen Tendenzen der letzten Jahre, als früher verbotene Horrorklassiker von der FSK neu beurteilt wurden und nun plötzlich sogar ab 16 Jahren zugänglich sind, scheinen plötzlich nicht mehr in Stein gemeisselt.
Die Schweiz war noch nie ein so freies Land wie die meisten denken. Seit Jahren werden Menschen, deren einziges Verbrechen es ist, einen Horror- oder sonstigen missliebigen Film per Post importiert zu haben, von Polizei und Justiz drangsaliert. PigBrother weiss von Fällen, wo z.B. anlässlich einer Hausdurchsuchung den Betroffenen eröffnet wurde, entweder sie gäben ihre ganze Sammlung zur Beschlagnahme und Vernichtung frei, oder sie würden verzeigt. Aus Angst und weil sie wissen, dass sie kaum einen fairen Prozess bekommen, willigten nicht wenige ein.
Etwas, wovon auch Mitglieder von PigBrother ein Liedchen oder zwei, drei singen können, wurden wir doch wegen "Blutgeil" verurteilt, haben jahrelang Bussen abgestottert oder auf ziemlich ungesunde Art und Weise mit dem Flughafengefängnis nähere Bekanntschaft gemacht, der Film inkl. Mastertape wurde bekanntlich in bester 3.-Reich-Manier offiziell VERBRANNT ... [5]
Als wir uns erdreisteten, den Fall auf dem Internet zu dokumentieren, kam die nächste illegale Razzia postwendend. Vor Gericht kam jedoch nicht die Polizei, sondern der Homepageverantwortliche ... [6]
Alles in allem oft eher quasi-legale Methoden -- wie auch im vorliegenden Fall, wo es sich die Polizei einmal mehr anmasste, selbst Richter zu spielen über den betreffenden Film und eigenmächtig ein juristisch kaum haltbares Verbot durchzusetzen, weil sie weiss, dass sie auf den vorauseilenden Gehorsam aller übrigen Beteiligten bauen kann.
Fortsetzung folgt ...
[1] http://tagi.ch/dyn/news/zuerich/718720.html
[2] http://tagi.ch/dyn/news/zuerich/718152.html
[3] http://jfus.blogspot.com/
[4] http://tagi.ch/dyn/news/zuerich/718154.html
[5] http://blutgeil.com
[6] http://Medienfreiheit.org
Was bisher geschah: http://ch.indymedia.org/de/2007/02/46636.shtml
Quelle: indymedia.ch