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Bern ringt um Drogen-Balance

Anlaufstelle am Limit, Szene weicht auf Gasse aus, brenzliger Herbst droht: Berner machen massiv Druck auf Thun Berns Drogensituation pr?sentiert sich aktuell zugespitzt wie nie mehr seit der Krise vor bald zehn Jahren, als sich die Stadt bloss noch mit einer immensen Repressionsoffensive (?Citro?) zu helfen wusste. Damals war das labile Gleichgewicht in der Drogenpolitik arg in Schieflage geraten ? und heute ringt Bern darum, dass die Balance h?lt.
 
Drogenpolitik nach dem 4-S?ulen-Prinzip (Pr?vention, Repression, ?berlebenshilfe, Therapie) basiert auf einem immerw?hrenden Bem?hen um Gleichgewicht ? und sofern man die Lage an gewissen neuralgischen Orten der Stadt zum Massstab nimmt, scheint die labile Balance nach Jahren relativer Ruhe wieder einmal bedroht. Auf Sch?tzenmatte und Reitschulvorplatz kommt es zeitweise zu quasi offener Szenebildung, weil Abh?ngige aus der oft ?berlasteten Anlaufstelle auf die Strasse ausweichen. Die Anlaufstelle ist gerade auch darum ?berlastet, weil seit dem harten Polizei-Eingreifen gegen die Thuner M?hleplatz-Szene viele Oberl?nder Junkies nach Bern ausweichen, zumal Thun keine Anlaufstelle hat. Bern will eine regionale Balance Nicht erstaunlich also, dass die Versch?rfung der Lage die gestrige Medienkonferenz zum 20-Jahre-Ju-bil?um der Anlaufstelle ?berschattet hat (vgl. Kasten) ? und dass die Spitzenvertreter von Contact-Netz, der Berner Gruppe f?r Jugend-, Eltern- und Suchtarbeit, dabei z?nftig Druck an die Adresse von Thun aufgesetzt haben. Zwar plant Thun seit l?ngerem eine eigene Anlaufstelle, doch neuerdings wollen die Thuner noch einmal ?berdenken, obs wirklich n?tig ist ? eine Frage, die sich aus Berner Optik schlicht nicht stellt. ?Wir hoffen, dass Thun nicht l?nger ?berlegt, sondern nun handelt, und bitte rasch?, erkl?rte Contact-Pr?sidentin und SP-Nationalr?tin Ruth-Gaby Vermot-Mangold. ?Es geht doch nicht an, dass Thun seine Drogenabh?ngigen an den Rand dr?ngt, sie aus der Innenstadt wegweist ? die Folgen aber anderen ?berl?sst. Das ist zudem auch politisch ein Unsinn.? Wenn es nur um Thun ginge. ?Es kann nicht angehen, dass Bern die Probleme des Kantons auffangen muss?, f?hrte Contact-Gesch?ftsf?hrer Jakob Huber aus. Auch andere St?dte n?hmen n?mlich drogenpolitisch ?nur halbherzig? Verantwortung wahr. Es brauche eine Dezentralisierung der Angebote, um ?ein regionales Gleichgewicht? herzustellen. Neben der Stadt Bern hat kantonsweit bis jetzt bloss Biel eine Anlaufstelle ? aber siehe, dank dem hat Bern nur mehr ?wenige bis keine Leute aus Biel?, wie Ines B?rge, Leiterin der Anlaufstelle Bern, erkl?rte. Auch die Oberl?nder w?rden lieber in Thun bleiben, meint B?rge, das ewige Reisen nach Bern sei n?mlich ?eher bem?hend?.

Balance des Gassenfriedens kippt

Aber auch abgesehen von Berns Klagen ?ber Thun ist in Bern die f?r friedliche Koexistenz auf der Gasse n?tige Balance derzeit in Kipplage: ?Es fehlen uns Nischen?, so Huber, ?erst recht seit auch noch die ,Traube? nicht mehr ist?, eine der letzten Innenstadt-Gastst?tten, in der so genannt Randst?ndige wie Junkies leidlich toleriert wurden. Das Fehlen solcher R?ckzugsorte belaste den ?ffentlichen Raum zus?tzlich. Von da her sei es dringend geboten, ?in Bern nachzudenken ?ber eine Randst?ndigen-Beiz?, und sei es, dass die Stadt eine solche gr?nde. Die Anlaufstelle an der Hodlerstrasse versucht, ihren derzeitigen Engpass mit der kurzfristigen Erh?hung ihrer Konsumationspl?tze zu ?berbr?cken ? aber selbst wenn noch ein notd?rftiges Container-Provisorium hinzukommt, ist dies letztlich Pfl?sterlipolitik. Fakt bleibe, so Huber, dass ?die Kapazit?ten zu klein sind?. Sollte also nicht dezentral in Thun eine Anlaufstelle geschaffen werden k?nnen, werde Bern wohl oder ?bel kaum umhinkommen, ?alles ganz neu zu diskutieren, sei dies ?ber eine zweite Anlaufstelle in Bern, sei dies ?ber eine Verschiebung der ?ffnungszeiten an der Hodlerstrasse?, sagte B?rge. So droht Bern ein drogenpolitisch lebhafter Herbst, und bereits r?ckt auch der Winter ins Blickfeld ? und damit die Notbettenfrage. Dass zumindest winters Notbetten f?r Drogenabh?ngige Not tun, ist unbestritten, und in den vergangenen Jahren hat die Stadt den Bedarf mehr oder weniger behelfsm?ssig gedeckt, erst mit einem Provisorium in der Zivilschutzanlage im Fischerm?tteli, dann mit Notschlafbetten im Hodlerstrasse-Komplex. Ideal w?re laut Huber eine L?sung, die auf bestehende Institutionen aufbaut, doch werde es wohl kaum gelingen, bereits f?r den anstehenden Winter eine solche zu erzielen. Angesichts der sich prek?r pr?sentierenden Situation, was ?berlebenshilfe und Schadensminderung als einer der vier drogenpolitischen S?ulen angeht, dr?ngt sich die Frage auf, wie es ums Gleichgewicht in der 4-S?ulen-Strategie bestellt ist. Die Strategie vermittelt wohl das Bild einer ausbalancierten Konzeption, aber laut einer unl?ngst in Bern ver?ffentlichten Studie ?offenbart sich eine eindeutige Gewichtung zugunsten der repressiven Strategie?, werde doch in Repression ein- bis zweimal so viel Geld gepumpt wie in Drogenhilfe (vgl. ?Bund? vom 6. Juni). So leistet sich Bern etwa seit fast 15 Jahren eigens eine mindestens 20-k?pfige Polizeitruppe (?Krokus?), die mit Gassenszenen befasst ist, wogegen beispielsweise eine zweite Anlaufstelle oder eine Drogennotschlafstelle ? beides einst gemeinder?tliche Ziele ? nie realisiert wurden.

Und die Balance der vier S?ulen?

?Tats?chlich?, sagt Jakob Huber dazu, ?hinkte zu ,Citro?-Zeiten der soziale und medizinische Ausbau dem repressiven Engagement hintennach. Dies ist eine Realit?t. Die Gefahr besteht, wir sind bestrebt, sie m?glichst zu minimieren.? Auf diese Diskussion lasse er sich aber ungern ein, so Huber, denn: ?Diese Auseinandersetzung ist nicht konstruktiv. Sie f?hrt in eine Konkurrenz der S?ulen, das sollten wir vermeiden.? Das findet auch Ines B?rge ? und f?hrt an, dass eine spezialisierte Polizeitruppe wie ?Krokus? gerade auch aus Sicht der ?berlebenshilfe von hohem Nutzen sei.

Blanke Nerven wie 1986

Mit dem weltweit ersten ?Fixerst?bli? betrat Bern 1986 Neuland (der ?Bund? hat dem 20-Jahre-Jubil?um letzthin mehrere grosse Beitr?ge gewidmet). Heute gibt es von Vancouver bis Sydney 65 solche Einrichtungen ? und auch die massgeblich in Bern erarbeitete schweizerische 4-S?ulen-Strategie findet ihre Nachahmer.

Contact-Pionier Jakob Huber erinnerte gestern an den heissen Meinungsstreit, der 1986 tobte ? Nerven lagen blank, die Gem?ter erhitzten sich ?ber der Frage, ob der Staat Konsum illegaler Drogen im ?Fixerst?bli? dulden darf. Indes, es gibt auch heute erbitterte Gegner der Anlaufstellen, deren Communiqu?s sich lesen wie 1986. So sieht die Vereinigung Eltern gegen Drogen keinen Anlass zum Feiern: 20 Jahre Fixerst?bli stehe f?r ?unz?hlige Menschen, die von der Sucht getrieben dahinvegetieren? ? denn mit Anlaufstellen werde ?Sucht unterst?tzt?; dies sei ?verfehlte Drogenpolitik?, schreibt Pr?sidentin Sabina Geissb?hler-Strupler. (rg)

bund