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Krawalle in Frankreich: Organisierungstendenzen

Krawalle in Frankreich werden schwächer. Jugendliche beginnen sich zu organisieren.

Während sich Medien und Politk darüber freuen das die Ausschreitungen in den französischen Vorstädten diese Nacht nicht ganz so heftig waren wie in den vorhergeganenen, plant der Innenminister Massenabschiebungen von sogenannten "Ausländischen" Straftätern. Gültige Aufenthaltserlaubnisse sollen dafür ausser Kraft gesetzt werden. Derweil sitzen schon fast 200 Jugendliche wegen der anhaltenden Krawalle in Haft.

 

 
Und die Zahl steigt permant an. Als männlicher Jugendlicher zwischen 13 und 30 setzt mensch sich einer grossen Gefahr aus wenn er durch die Strassen der Vorstädte schlendert. Verdachtsunabhänige Personenkontrollen und Festnahmen sind an der Tagesordnung. Vor allem die Notstandsgesetzte zeigen, das die französische Politik zu keiner anderen Antwort als der verschärften Repression fähig sind.
Die Stimmung unter den Jugendlichen scheint sich derweil leicht zu politisieren. Als "rassistische Provokation" bezeichnen 12 Jährige auf den Sportplätzen von Saint-Denis die Äusserungen des französischen Innenministers, der jetzt auch vom Premierminister unterstützung bei der Beleidigung der Vorstadtjugend bekommt. Die Jugendlichen haben derweil verstanden, das Autos anzünden sehrwohl ein Mittel sein kann, seiner Stimme gehör zu geben.
Staatliche Kürzungen für Sozialarbeit die von der Regierung grade erst durchgesetzt wurden, konnten durch die Riots rückgänig gemacht werden. Was Demonstration und Protestpetionen von unzähligen Sozialarbeitern, Lehrern und Eltern nicht erreichen konnten, wurde durch das massenhafte Abfackeln von Autos realisiert. Eine Lektion in Demokratie, welche die Vorstadtjugend so schnell nicht vergessen wird. Vertreter der MIB (Movement Immigration de Baniuels) sprechen von einem wachsende politischen Bewusstsein nach den Riots. Erste organisierungsprozesse der Jugendlichen sind zu erkennen.
Bisher recht stumm geblieben ist die radikale Linke in Frankreich. Sie scheint nicht in der Lage in die Situation zu intervenieren. Es bleibt zu befürchten das Pseudo-Islamische Jugendgruppen nach dem Vorbild der us-amerikansichen "nation of Islam" die organisierungsprozesse für sich entscheiden können. Schuld ist das die radikale Linke innerhalb der Vorstäde und vor allem bei den migrantischen Jugendlichen keine "soziale Kraft" darstellt. Zwar seien KP, LCR und ATTAC in Frankreich sehr stark, doch ist die Linke Jugend wie überall in Europa sehr elitär und akademisch geprägt. Eine Verbindung zu den "proletarischen" Elementen in den Vorstädten exitiert so gut wie überhaupt nicht. Einzige Aussnahme bildet die migrantische Organisation MIB, die seit den Riots mitte der 90er versucht politische Arbeit in den Vorstädten zu organisieren. Ein besonders Augenmerk liegt die Organisation auf Polizeigewalt. Ein Grossteil der Arbeit dient dazu Fälle von Polizeigewalt aufzuklären, bei denen Jugendliche ums Leben gekommen sind. Seit mitte der 90er sind unzählige jugendliche von der Polizei "erschossen" oder "zu Tode gehetzt" worden. Der Fall der 2 Jugendlichen von vor 2 Wochen war nur der Tropfen der das Fass angestauter Wut auf die rassistischen Polizeikräfte zum Überlaufen gebracht hat. Auch Brandanschläge auf Autos gehören in Frankreich seit den 90ern zur "normalen" Artikulation von Jugendlichen. Nach Angaben von TV5 wurden dieses Jahr allein 20.000 Autos angezündet, davon 4000 Polizeifahrzeuge (!!!).
Besonders schwer war in den letzten Jahren die Brandstiftungen an Sylvester. Wie in Berlin am 1.Mai, brennen in der Sylvesternacht in Frankreich trditionelle Autos und es kommt zu Zusammenstössen mit der Polizei. Die aktuellen Zustände dort sind also nur ein neuer Höhepunkt in einer von Medien und Politik seit langen verschwiegenden "Krieg gegen die Jugend". Wichtig wär das die radikale Linke aufwacht und den Jugendlichen eine Perspektive in ihrem Kampf aufzeigt: organisierten Klassenkampf!


 http://paris.indymedia.org/