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Gummikn?ppel, Tr?nengas und Todesopfer

 
Straßenschlachten vor den Toren von Paris. Polizei fordert Armeeunterstützung

 

Gummiknüppel, Tränengas und Todesopfer
Straßenschlachten vor den Toren von Paris. Polizei fordert Armeeunterstützung
Raoul Wilsterer

Clichy-Sous-Bois. Die vierte Nacht in Folge tobten vor den Toren von Paris bis zum Montag morgen Straßenschlachten zwischen Jugendlichen und Polizei. Schauplatz der wütenden Kämpfe gegen die Staatsgewalt war der zum Gürtel der französischen Hauptstadt zählende 28000-Einwohner-Ort Clichy-sous-Bois, dort, wo hohe Arbeitslosigkeit und eine große Zahl von Einwanderern den Alltag prägen – Menschen aus den ehemaligen französischen Kolonien, ohne Papiere häufig, jedoch mit anhaltender Verfolgung behördlicherseits konfrontiert. Hier waren am Donnerstag zwei junge Leute, der 15jährige Banou und der 17jährige Ziad, gebürtige Afrikaner, auf der Flucht vor der Gendarmerie zu Tode gekommen – Freunde sagten: »zu Tode gehetzt worden.« Bei dem Versuch, sich auf einer Trafostation in Sicherheit zu bringen, hatten sie tödliche Verbrennungen erlitten. Wenig später begann der Aufstand.

In den folgenden Nächten griffen Jugendliche stundenlang die Auslagen von Luxusläden, etliche Polizeieinheiten, parkende Autos an. Barrikaden wurden gebaut. »In Clichy-sous-Bois ist ein Bürgerkrieg im Gange«, kommentierte Michel Thooris von der Polizeigewerkschaft CFTC und forderte den Einsatz der Armee. Und der konservative Innenminister Nicolas Sarkozy setzte auf die Repressionskarte: Der Gewalt sei mit einer »Offensive« der Staatsgewalt entgegenzutreten. Im Rahmen eines »nationalen Plans zur Vorbeugung der Kriminalität« soll nunmehr eine flächendeckende Videoüberwachung in den französischen Städten eingeführt werden.

Am späten Montag nachmittag wollte Sarkozy die Eltern der beiden toten Jugendlichen empfangen. Diese sollten über alle »Einzelheiten der Ermittlungen« informiert werden, verkündete der Minister den Stand zusammenfassend: Nein, die Polizei trage keine Schuld. Hunderte Demonstranten waren da anderer Meinung: »Mort pour rien« (Getötet für nichts) stand auf weißen T-Shirts. Am Samstag abend und im Verlauf des Sonntags dann setzte die Polizei wieder Tränengas und Gummiknüppel ein. 33 Menschen wurden gefangengenommen. Zehn von ihnen sollten noch am Montag in Bobigny in Schnellverfahren abgeurteilt werden.