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FDP und SVP freuts, die SP nicht

FDP und SVP freuts, die SP nichtFDP und SVP freuts, die SP nicht
FDP und SVP sind «hocherfreut» über die Polizeiaktion «Marathon» gegen die Randständigen-Szene auf Thuns Mühleplatz. Die SP findets «schade» und interpretiert die Aktion als ein «Kuschen vor den Angstmachern».





 
«Für eine erste Bilanz ist es noch zu früh», entschuldigte sich Thuns Polizeichef Erwin Rohrbach gestern auf eine entsprechende Frage dieser Zeitung zu der am Montag angelaufenen Polizeiaktion «Marathon» (vgl. Bericht von gestern). Was aus der Aktion resultieren werde, darüber könne er zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren. «Wir werden die Aktion so intensiv und regelmässig weiterführen, wie wir sie gestartet haben», versprach Rohrbach. Die Aktion sei mit den Sozialdiensten, dem Tiefbauamt, der Drogenberatungsstelle Contact und der aufsuchenden Betreuung Talk Thun abgesprochen und koordiniert worden.

«Langfristig bringts nichts»

Die Aussagen von Rohrbach bestätigte Philipp Weber, Beauftragter für Gesundheits- und Suchtfragen der Stadt Thun, und fügte hinzu: «Übrigens wurden auch die Betroffenen selber über die geplante Aktion informiert.» Die Art und Weise, wie die Polizei den politischen Auftrag vollziehe, finde er «adäquat und vernünftig». Allerdings sehe er den Sinn solcher Aktionen nicht ein. «Wenn wir den Randständigen keine Alternativen bieten, bringen die Aktionen längerfristig nichts. Deshalb kann ich sie nicht befürworten.» Die Szene werde sich nicht in Luft auflösen. Das Problem werde nur verlagert, und es bestehe das Risiko, dass jetzt andere öffentliche Orte belastet würden, befürchtet Weber.

SVP ist hocherfreut

«Darauf haben wir schon lange gewartet», freut sich Andreas Lanz, Präsident der SVP Thun und Stadtrat. «Wir sind hocherfreut, dass die Polizei und die Stadt endlich mit Taten gegen die Szene vorgehen.»
Das dürfe aber nur der erste Schritt in einer Reihe von Massnahmen sein. Es gehe jetzt darum, eine Bestandesaufnahme über die Randständigen zu machen und Fragen wie «Sind Sie Sozialhilfeempfänger?», «Arbeiten Sie?», «Wo wohnen Sie?» zu klären. «So können wir einigen vielleicht wieder eine sinnvolle Tagesstruktur geben und sie resozialisieren», hofft Lanz

FDP begrüsst Aktion sehr

«Wir begrüssen es natürlich sehr, dass die Stadt endlich etwas Konkretes in dieser leidigen Sache unternimmt», sagte Carlos Reinhard, Vizepräsident der FDP Thun und Fraktionspräsident im Stadtrat: Er beurteile die Aktion als «Teil der anzustrebenden Gesamtlösung für die Problematik. «Und dazu gehören für mich nicht nur die Drögeler, sondern auch die Alkoholiker und die Randalierer in der Innenstadt.»

SP pocht auf Anlaufstelle

«Schade! Jetzt ist die Stadt dem Druck der Angstmacher doch noch erlegen», empörte sich hingegen Gabriela Bernet-Moser, Co-Präsidentin der SP Thun und Stadträtin: Die Aktion sei für sie persönlich und wohl auch für einen Grossteil der Partei ein Schritt in die falsche Richtung. «Marathon» werde das Problem nicht lösen, sondern lediglich verschieben. «Umso dringender ist jetzt, dass das Projekt Anlaufstelle trotz des Neins im Stadtrat wieder aufgenommen und schnell realisiert wird», mahnte Bernet-Moser.

Quelle TT - 15.06.2005