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Italien schiebt in Massen ab

ROM – Die italienische Regierung hat mit der Abschiebung von Hunderten Migranten begonnen, die seit Weihnachten auf Lampedusa eingetroffen sind. 38 Ägypter sind die ersten Flüchtlinge, die am Dienstag direkt aus Lampedusa mit einem Flug nach Kairo abgeschoben wurden. Die Männer wurden in dem Auffanglager der Insel identifiziert und ausgewiesen, wie die Regierung Berlusconi nach der neuen Migrationswelle der vergangenen Tage beschlossen hatte.
 
Innenminister Roberto Maroni hatte angekündigt, dass Migranten künftig auch direkt von Lampedusa abgeschoben werden dürfen und nicht mehr zuerst in andere Auffanglager Italiens eingeflogen werden müssen. «Lampedusa wird von jetzt an in der Lage sein, die Migranten zu identifizieren und sie auszuweisen. Die ersten Flüge zur Rückführung der Flüchtlinge sind schon organisiert worden», erklärte Maroni. Am Dienstag waren 250 Migranten in andere Auffanglager auf Sizilien oder in anderen Regionen Italiens gebracht. Damit bleiben jedoch noch über 1000 Migranten im Flüchtlingslager von Lampedusa, das eigentlich nur 800 Menschen beherbergen könnte.
Die italienische Regierung handelt unter dem Druck der massiven Immigrationswelle, die Lampedusa in Schach hält. Die Zahl der in Italien eingetroffenen Bootsflüchtlinge aus Afrika ist 2008 um 75 Prozent gestiegen. Nach 20´500 Bootsflüchtlingen 2007 seien in diesem Jahr rund 36´900 Flüchtlinge gezählt worden, teilte das Innenministerium in Rom mit. Die meisten Bootsflüchtlinge gingen demnach auf der Insel Lampedusa südlich von Sizilien an Land. Die Regierung Berlusconi hofft, dass die gemischten Patrouillen mit den libyschen Behörden, die Anfang Januar starten, eine Entspannung im Flüchtlingsnotstand auf Lampedusa bringen. Sechs italienische Schiffe werden im Rahmen eines Kooperationsabkommens mit Tripolis die libyschen Küsten patrouillieren, um die Abfahrt von Flüchtlingen in Richtung Süditalien zu stoppen. Der harte Kurs der italienischen Regierung gegenüber der illegalen Immigration wurde von katholischen Verbänden und Linksparteien scharf kritisiert. Die Massenabschiebung von Einwanderern, die lebensgefährliche Seefahrten überlebt haben, sei eine Verletzung der Menschenrechte, sagte der Parlamentarier der oppositionellen Demokratischen Partei (PD), Jean-Leonard Touadi. (SDA/b38)