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225 Rechtsextreme stiegen bisher mit "Exit" aus
Donnerstag, den 01. Dezember 2005 um 10:54 Uhr
Das vor fünf Jahren in Berlin gegründete Aussteiger-Projekt für Neonazis "Exit Deutschland" hat bisher 225 Rechtsextremen geholfen, sich aus der Szene zu lösen. Derzeit werden 48 Männer und Frauen betreut, von denen sich sieben in Justizvollzugsanstalten befinden. "Exit"-Chef Bernd Wagner betonte am Mittwoch vor Journalisten in Berlin, der Großteil der Aussteiger komme aus militanten Milieus, freien Kameradschaften und der Jungen Nationaldemokraten, der Jugendorganisation der NPD.Das größte Problem für die Aussteiger sei deren Sicherheit. Die Repressalien reichten vom zarten Druck bis zur schweren Gewalt. Zudem stelle sich für viele der Neuanfang wie ein Schritt ins Nichts dar. "Sie haben Schule und Lehre abgebrochen, oftmals hohe Schulden, Alkoholprobleme und ein völlig zerstörtes Weltbild", sagte der ehemalige Polizist Wagner, der "Exit" mitgegründet hatte. Die Hilfe habe dazu beigetragen, daß es bisher nur sechs Rückkehrer in die rechtsextreme Szene gebe.
Es sind Aussteiger wie Matthias R., die sich bei "Exit" melden. Der 29jährige Skinhead wurde mit 17 aktiv. "Ich war einer der brutalsten Schläger Berlins", sagt er heute. Wegen schwerer Körperverletzung, dem Tragen verfassungsfeindlicher Symbole und weiterer Straftaten wurde R. 1999 zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Damals sei für ihn eine Welt zusammengebrochen. Als Skinhead habe er alle verachtet, die nicht waren wie er. "Irgendwann hätte ich mich damit selbst zerstört", weiß er heute. Hinter Gittern sagte sich der stämmige Mann von der Bewegung los und bekam erst dann Kontakt zu "Exit". Noch im Gefängnis absolvierte er mit sehr guten Ergebnissen eine Lehre zum Kfz-Mechaniker. Im Sommer 2005 wurde R. aus der Haft entlassen. Inzwischen begann er ein Ingenieurstudium. Angst vor den alten Kameraden hat der Aussteiger noch immer. Sie könnten sich, befürchtet er, an seiner Familie rächen. Im Osten sei der Druck besonders groß, sagt Bernd Wagner. Das Netzwerk der Rechtsextremisten reiche bis in die Justizvollzugsanstalten. Mit drei teilzeitbeschäftigten hauptamtlichen und einigen wenigen ehrenamtlichen Mitarbeitern versucht "Exit" den Aussteigern einen Weg zurück in die Gesellschaft zu ebnen. Im kommenden Jahr läuft die Förderung durch das Bundesprogramm "Civitas" aus. Das wird die Geldnot noch erhöhen. Berlin hat sein Aussteiger-programm bereits abgeschafft. "Exit" hat die Aufgabe übernommen, betreut allein in der Hauptstadt und Brandenburg 15 Aussteiger. In anderen Bundesländern bieten Staatsschutz, Justizministerien oder Kriminalpolizei Hilfe an. Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz hat ein Aussteigerprogramm. "Wir würden gern mehr machen, wenn wir mehr Möglichkeiten hätten", sagt Wagner. Gemeint ist, eine sichere finanzielle Grundlage. Leider aber nehme auch die Spendenbereitschaft der Bevölkerung ab.