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Anonymes Flugblatt in Spiez
Mittwoch, den 16. Februar 2005 um 00:00 Uhr
Über Hintergründe der russischen Revolution wurden in diesen Tagen Spiezerinnen und Spiezer «informiert» – in Form eines anonymen, antisemitischen Flugblattes. Der Fall liegt nun bei der Kantonspolizei.Unterzeichnet sind die Flugblätter,
die unter Scheibenwischern parkierter Autos gesteckt wurden, von einem unbekannten
«Bund Oberland». Im Schreiben wird davon schwadroniert, dass «in
der ersten Lenin-Regierung 12 Juden waren» und die bolschewistische Terrorrevolution
durch jüdische Wall Street-Bankiers finanziert worden sei.
Schon im letzten Sommer kursierte in Spiez eine anonyme Broschüre. Thema
damals: Faschismus, unterzeichnet von «No Nazis Spiez».
Gemeindepräsident Franz Arnold ärgert sich über die anonymen
Aktionen umso mehr, als die politische Gesprächskultur in Spiez ausgesprochen
offen und fair sei. Die Gemeinde engagiert sich zudem finanziell (2,6 Stellen)
stark für Jugendarbeit.
Fall bei der Polizei
Auf das neuste Flugblatt reagiert Arnold nicht. «Dafür habe ich weder Lust noch Zeit», meinte der Gemeindepräsident gegenüber dieser Zeitung. Der Fall liegt vielmehr bei der Polizei. Der Untersuchungsrichter wird vorerst abklären, ob das Flugblatt gegen das Antirassismus-Gesetz verstösst.
Die Frage, ob in Spiez eine Neonazi-Szene bestehe, verneint Arnold klar: «Das
wäre ja noch schöner! Wenn ein paar Wirrköpfe gleich eine Szene
ausmachen würden. Vielleicht ist es sogar ein Einzelner, der sich nun amüsiert,
welchen Wirbel sein Geschreibsel auslöst.» Rolf Hafner