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Geheimdienst wusste von Überfällen der Zwickauer Zelle
Sonntag, den 01. Januar 2012 um 23:30 Uhr
Der deutsche Verfassungsschutz hat bei der Fahndung nach der Zwickauer Terror-Zelle laut einem Bericht des «Spiegels» gravierende Fehler begangen. Womöglich hätte der Verfassungsschutz die rechtsradikal-motivierte Mordserie an Einwanderern verhindern können.
Laut einem geheim gehaltenen Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz hatten Verfassungsschützer bereits im Frühjahr 1999 Hinweise, dass sich die gesuchten zwei Männer und eine Frau in Chemnitz aufhielten und Überfälle planten.
Nach dem «Spiegel»-Bericht wurden Informationen zwischen den Behörden nicht oder nicht rechtzeitig ausgetauscht. Polizei und Verfassungsschutz, Landes- und Bundesbehörden hätten sich misstraut.
NPD-Funktionär schwer belastet
Zu den Unterstützern der Zwickauer Gruppe soll auch der inhaftierte Ex-NPD-Funktionär Ralf Wohlleben gehören. Laut «Spiegel» wird er in dem Geheimbericht schwer belastet. Wohlleben soll demnach zumindest zeitweise über das Vorgehen der Mörder informiert worden sein.
Weitere Verbindungen zur NPD könnten ein neues Verbotsverfahren erleichtern. Ein erster Anlauf war 2003 am Bundesverfassungsgericht gescheitert, weil in der Partei zu viele V-Leute staatlicher Geheimdienste tätig waren.
Mordserie von 2000 bis 2007
Zudem nenne der Bericht einen weiteren Funktionär der Jungen Nationaldemokraten – der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD – als Kontaktperson zu den Untergetauchten. Er soll Geld für das Leben im Untergrund überwiesen haben.
Der so genannten Zwickauer Neonazi-Zelle werden insgesamt zehn Morde an Einwanderern und einer Polizistin zur Last gelegt. Der rechtsextreme Hintergrund der Mordserie zwischen 2000 und 2007 kam erst ans Licht, als Anfang November zwei Mitglieder der Zelle nach einem Banküberfall tot in einem Wohnmobil in Eisenach gefunden wurden.
Zwei der drei mutmasslichen Haupttäter nahmen sich nach derzeitigem Ermittlungsstand Anfang November das Leben, die dritte mutmassliche Täterin stellte sich der Polizei, nachdem sie eine Wohnung in Zwickau in Brand gesteckt hatte um offenbar Beweise zu vernichten. Neben der Frau sitzen mehrere mutmassliche Unterstützer der Zelle in U-Haft.
Quelle: sf.tv