Der 11.11. ist ein polnischer Nationalfeiertag (Tag der Unabhängigkeit und somit der Wiedergeburt des polnischen Staates), an welchem seit fast 20 Jahren ein großer Naziaufmarsch im Warschau stattfindet. Jedes Jahr marschieren 400-1000 Nazis durch die Warschauer Innenstadt und skandieren hauptsächlich antisemitische, homophobe und fremdenfeindliche Parolen. Zurzeit wird dieser Aufmarsch von der ONR (National Radikales Lager), momentan die stärkste Nazi Gruppierung in Polen, organisiert. In den letzten Jahren, waren die Naziaufmärsche in Warschau aufgrund interner Kämpfe innerhalb der rechtsradikalen Szene, aber auch dank des antifaschistischen Widerstands, für die Nazis weniger erfolgreich.
Doch vor einigen Wochen haben ONR und einige andere polnische rechtsradikale Gruppierungen auf ihren Websites und Blogs einen „nationalen Vereinigung“ der nationalen Front und damit einen „nationalen Durchbruch“ für diesen Tag angekündigt. Was immer das bedeuten soll und unabhängig davon, inwieweit dieser Aufruf bloß propagandistisch eingesetzt wird - die antifaschistische Bewegung in Polen ist beunruhigt. Es werden Rechtsradikale aus verschiedenen Lagern erwartet, von der parteilichen ONR und NOP, über mehr autonom-nationalistisch geprägte Gruppen bis hin zu „Blood and Honour“ und „Combat 18“ Naziskins. Es scheint so als die polnischen Nazis sich gerade auch etwas aufgebaut fühlten durch die Erfolge ihren osteuropäischen Nazi-Kameraden aus Ungaren und Tschechien.
Schon am 11.11. 2008 waren die Nazis mit ihrem ca. 700-800 Menschen starken Aufmarsch deutlich zahlreicher als die Antifas. Es ist den in der Warschauer Innenstadt agierenden ca.300 Antifaschist_innen trotzdem gelungen, eine erfolgreiche Blockade und mehrere direkte Aktionen gegen den Naziaufmarsch durchzuführen. Selbst Nazis haben zugegeben, dass der letzte 11.11.2008 für sie keinen Erfolg dargestellt hat.
Doch die aggressive Mobilisierung dieses Jahres fordert weit stärkeren antifaschistischen Widerstand. In mehreren polnischen Städten wird gerade versucht, antifaschistisch Gruppen neu aufzubauen (die starke antifaschistische Bewegung in Polen der 90er Jahren hat sich leider nach 1996/97 aufgelöst, hunderte Aktivist_innen sind emigriert…). Alle Warschauer Antifa Gruppen arbeiten seit einigen Wochen gemeinsam und sehr intensiv daran, die entsprechenden Aktionen vorzubereiten und Infrastruktur aufzubauen. An den 11 November um 13Uhr wird auf jeden Fall eine antifaschistische Demonstration in der nahe der Naziaufmarsch geben (Nazis fangen um 14Uhr an). Weitere Strategien des Widerstands sind weiter intensiv in Warschau diskutiert.
Es wird auch gehofft auf eine verstärkte Unterstützung durch antifaschistische Gruppen aus weißrussischen, tschechischen wie auch deutschen Städten, die nicht zu weit von Warschau entfernt liegen. Zurzeit steht fest, dass es einer gemeinsam organisierten Zugfahrt aus Berlin geben wird. Es leben in Berlin mehrere aus Polen kommende Antifaschist_innen, die sich mit ihren internationalen Genoss_innen gemeinsam auf den Weg nach Warschau machen werden.
In Kurzen soll auch englischsprachige Info auf folgenden Antifa Seiten geben: www.antifa.bzzz.net www.wawa11listopada.blogspot.com
In der Oktober Ausgabe der „Abolishing the Borders from Below“ (englischsprachigen anarchistischen Zeitschrift) gibt es ein ausführliches Interview mit einer der Warschauer antifaschistischen Gruppen bezüglich dem 11.11.09.
