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TT - Interview mit Neonazi Mario Friso
Dienstag, den 25. August 2009 um 16:42 Uhr
Das Thuner Tagblatt (TT) und der Berner Oberländer (BO) berichten in drei Teilen über "Extremismus" im Berner Oberland. Nach einem mehr oder weniger ausführlichen Bericht über die Faschoszene in der Region wurde heute ein Interview mit Rechtsextremist Mario Friso publiziert. Diese Woche folgt noch ein Artikel über die sogenannte "linksradikale Szene" .
Mario Friso, Sie waren bis vor kurzem Vorstandsmitglied der Pnos Berner Oberland, organisieren rechtsradikale Treffen, handeln mit CD und anderen Produkten mit rechtsradikalem Gedankengut. Ich gehe davon aus, dass Sie mir es nicht übel nehmen, wenn ich Sie als Extremisten bezeichne?
Mario Friso: Als Extremist kann grundsätzlich jede Person bezeichnet werden, die sich für grundlegende politische oder gesellschaftliche Veränderungen einsetzt. Ich persönlich bevorzuge aber die Bezeichnung Nationalist.
Laut einem Bericht der TV-Sendung Rundschau «ist das Berner Oberland die Plattform der Rechtsradikalen Szene für die ganze Schweiz und Sie deren Führer» – stimmt das?
Ich würde sagen, wir haben in den vergangenen Jahren in unserer Region Strukturen aufgebaut, so wie das andere Interessengruppen auch tun. Wir arbeiten als Gruppe, wo jeder Aktivist dasselbe Mitspracherecht hat. Mich als Führerfigur zu bezeichnen, ist eine typisch unüberlegte Aussage eines bekannten und umstrittenen «Nazijägers». Ich denke, für das Prädikat «Führer» bin ich definitiv zu unbedeutend mit meinem Tun und als Wesen.
Neben der Pnos gibt es im Oberland auch Sektionen der Helvetischen Jugend und der Nationalen Sozialisten – wie hängen sie zusammen oder was unterscheidet sie?
Die Helvetische Jugend ist explizit für unseren Nachwuchs gedacht. In ihr sollen junge Menschen, die sich mit der heutigen Gesellschaft nicht mehr identifizieren können, die Kameradschaft mit Gleichgesinnten finden und auch pflegen. Im Weltnetz unter www.helvetischejugend.ch finden Sie die nötigen Informationen. Ich kann Ihnen auch nicht mehr darüber erzählen, da ich nicht Mitglied in der HJ bin.
HJ erinnert mich doch stark an «Hitler Jugend» – welche Ziele verfolgen Sie und die erwähnten Organisationen eigentlich: die Verbreitung des hitlerdeutschen, braunen Gedankengutes?
Unsere Ziele finden Sie im Parteiprogramm der Pnos, und das hitlerdeutsche, braune Gedankengut liegt uns fern.
Ah ja! Warum grüssen Ihre Kameraden an öffentlichen Kundgebungen wie zum Beispiel an der Nationalfeier auf dem Rütli letztes Jahr mit dem Hitlergruss?
Ein Grossteil der Nationalisten in der Schweiz biedert sich nach wie vor dem deutschen Nationalsozialismus an und predigt dessen bornierte Glaubenssätze. Diese Leute – fixiert auf ihr Dogma des Nationalsozialismus – werden aber nie eine ernst zu nehmende Alternative im Kampf um unsere Schweiz darstellen. Heilrufe stiessen in der Schweizer Volksseele nie auf Widerhall; wohl aber der alte Kampfruf der Eidgenossen «Harus». Eine nationale Erneuerung wird sich in der Schweiz nicht unter Symbolen einer fremden Staatsmacht – wie etwa dem Hakenkreuz oder dem Liktorenbündel – vollziehen können. Wir dagegen vertreten eidgenössische Interessen...
...und was beinhalten diese in Ihrer Sichtweise?
Die nationale Erneuerungsbewegung wird danach trachten müssen, ihre eigene, der Geschichte und Eigenart unseres Schweizer Volkes entsprechende schweizerische Form des nationalen Sozialismus zu finden. Das gilt nicht nur für den Inhalt und Aufbau der Bewegung, die niemals eine zentralistisch-diktatorische sein darf und den föderalistisch-demokratischen Grundlagen der Schweiz Rechnung tragen muss, sondern auch für ihre äusseren Formen und Symbole. Zeichen unseres Widerstandes soll dasjenige Zeichen sein, das seit sechs Jahrhunderten unser Volk eint und auch in Zukunft einen soll: das alteidgenössische Schweizer Kreuz!
Im Hochhalten der Schweizer Fahne liegt also Ihr Erfolgsgeheimnis?
Leider nein! Diese Tatsache stösst bei vielen «Nationalisten» auf taube Ohren. Die Resonanz ist sehr gering. Vielmehr begnügt man sich damit, Feste zu feiern und seinem subkulturellen Drang Ausdruck zu verleihen. Ein solcher NS-Fetisch ist – analog zur Bundesrepublik – bittere Realität, dem sich freie Geister entgegenzustemmen haben.
Apropos «Freie Geister»: Die haben zum Beispiel keine Probleme mit Ausländern – wie halten Sie und Ihre Gesinnungsgenossen es mit dem Rassismus?
Blinder Rassismus findet leider in der Bewegung nach wie vor Anhang, obschon er eben mit den Anliegen des Eidgenössischen Sozialismus unvereinbar ist. Das kapitalistische System hat weder eine Nationalität noch eine Religion oder einen kulturellen Hintergrund. Die Zeit verlangt von uns, dass wir uns als moderne Nationalisten mit ihr entwickeln. Also weg mit Marotten aus alten Tagen und hin zum Prinzip «Jedem seinen Sozialismus».
Sie sind ja selber ein halber Ausländer – Ihr Vater ist Italiener – wie verträgt sich Ihre Herkunft mit dem rechten, fremdenfeindlichen Gedankengut?
Siehe Parteiprogramm der Pnos!
Zurück zur rechten Szene im Oberland: Die Postfächer der genannten Organisationen sind in Brienz, Interlaken und Spiez beheimatet. Gibt es noch andere solche Bewegungen im Oberland und der Region Thun?
Nicht das ich wüsste – und wenn, dann nicht von uns.
Die Kantonspolizei stellt eine leichte Zunahme der Szene fest. Sie kennen vermutlich genauere Zahlen? Wie viele Mitglieder zählen Pnos, HJ, NSBO, und wie viel Sympathisanten haben Sie?
Anmerkung der Redaktion: Diese Frage hat Mario Friso nicht beantwortet.
In der Öffentlichkeit tritt die Bewegung immer nur mit sehr jungen Leuten in Erscheinung – gibt es auch ältere Mitglieder und in der Gesellschaft etablierte Leute? Oder anders gefragt, gibt es sogenannte Hintermänner, wie zum Beispiel Leute aus der Auns?
Anmerkung der Redaktion: Auch diese Frage hat Mario Friso nicht beantwortet.
Wo sich die Rechten treffen, werden Sie mir vermutlich nicht verraten – aber wie oft finden Treffen statt und welcher Art sind sie? Offenbar ist es nicht einfach, eine Stätte für einen solchen Anlass zu organisieren?
In regelmässigen Abständen und im freundschaftlichen Rahmen. Bis heute wurde noch jede Liegenschaft so abgegeben, wie wir sie vorgefunden haben. Ich verstehe also weder die Probleme noch die Bedenken von Leuten, die grundsätzlich den Dialog mit uns verwehren.
Die Auftritte der «Rechten» sorgen überall für ein Ärgernis. Sie lösen in der Öffentlichkeit Ängste und Unbehagen aus. Können Sie das verstehen und sind die Bedenken berechtigt?
Leute, die Gewalt als Lösungs- oder Argumentationsmittel ansehen, sind bei uns grundsätzlich am falschen Platz. Zudem denke ich, dass Gewalt auch bei anderen subkulturellen oder modegeprägten Jugendgruppen in letzter Zeit sehr stark auftritt.
Laut Rundschau-Bericht lassen Sie die Justiz immer mehr ins Leere laufen, weil Sie die Möglichkeiten des Gesetzes clever ausnutzen. Sind Sie selber so clever oder haben Sie Berater?
Das hat mit Cleverness nichts zu tun. Das sind Erfahrungen, die in den vergangenen Jahren gesammelt wurden.
Sie betreiben einen Handel mit rechtsradikalen CDs und anderen Produkten. Floriert der Handel? Wer sind Ihre Kunden und woher kommen Sie?
Wir kennen unsere Kunden leider nicht alle persönlich. Aber ich denke, die Professionalisierung unserer Musik hat den Markt auch für «normale» Menschen geöffnet und zunehmend attraktiv gemacht. Fakt ist, die Stilrichtungen sind so verschieden – Rock, (Death-, Black-, Trash- und Power-)Metal, Folk, Schlager, Hardcore – dass mit Bestimmtheit für jeden Musikliebhaber etwas dabei ist. Alles in allem eine gute Sache. Sie haben ja vielleicht die Lieder der Schulhof-CD gehört – urteilen Sie also selbst.
Wie verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt? Ist es nicht schwierig, als «Extremist» einen Job zu finden und zu behalten?
Ich arbeite, so wie alle Menschen das tun. Jemanden wegen seiner politischen Einstellung zu disqualifizieren oder zu benachteiligen, zeugt nicht von einem grossen demokratischen Verständnis und stellt zugleich von selbst die geheuchelte Toleranz der selbst ernannten Gutmenschen in ein schiefes Licht.
Wie reagiert Ihr Umfeld und die nähere Öffentlichkeit auf Ihre Aktivitäten?
Nicht ausserordentlich besonders. Wir machen schliesslich nichts Verbotenes. Wir vertreten unsere Meinungen und Interessen, so wie das andere Interessenverbände auch tun.
Was macht für Sie das Leben lebenswert?
Der Erhalt unserer Natur mit all ihren Schöpfungen, wie sie durch die Natur geschaffen wurden.
Möchten Sie einmal eine Familie gründen und wie würden Sie Ihre Kinder erziehen?
Mit Sicherheit, wenn die Zeit dafür reif ist. Kinder gilt es meiner Meinung nach, grundsätzlich so unvorbelastet wie möglich in die Welt zu begleiten, zumindest was politische Ansichten anbelangt. Der junge Mensch soll frei denken und sich frei bewegen können und dabei seine eigenen Erfahrungen sammeln, die dann im späteren Alter (18-22 Jahren) seinen Lebensweg und sein Schicksal prägen und entscheiden werden. Alles andere wäre kontraproduktiv und bringt statt klar denkenden Menschen, geistig beschränkte Durchschnittstölpel zu Tage, die man – unter uns gesagt – schon zu häufig auf den Strassen anschauen muss.
Was hat Ihre Kindheit geprägt?
Ein liebevolles Elternhaus.
Quelle: Thuner Tagblatt / Berner Oberländer