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Rechtsextreme Szene wächst
Mittwoch, den 08. Juli 2009 um 20:14 Uhr
Die rechtsextreme Szene wächst wieder – und verändert sich: sie entwickelt sich weg vom Einflussbereich der Polizei. Besonders aktiv sind die Rechtsradikalen gegenwärtig im Berner Oberland, wie die «Rundschau» berichtet.
Die rechtsextreme Szene Schweiz entzieht sich dem Zugriff der Behörden immer erfolgreicher. Recherchen der «Rundschau» zeigen, dass Neo-Nazis die Grenze zur Illegalität zwar heftig ritzen, aber nicht mehr überschreiten. Ziel dieser Kreise ist es, eine salonfähige politische Kraft zu werden.
Das Vehikel dazu ist die rassistische, aber legale Partei National Orientierter Schweizer, kurz Pnos. Vor 10 Tagen an der Schlachtfeier von Sempach haben diverse Pnos-Exponenten letztmals öffentlich Präsenz markiert. Mit dabei war ein Spiezer. Das ist kein Zufall: Gerade im Berner Oberland wird die Szene immer aktiver.„Attraktiv für junge Leute“
Die neue Strategie der Rechtsradikalen trägt erste Früchte: Die Szene wächst. «Wir haben in letzter Zeit eine Zunahme festgestellt», bestätigt Christof Kipfer, Chef der Kriminalabteilung der Kantonspolizei Bern.
«Das führen wir darauf zurück, dass die Pnos, der politische Flügel, vermehrt aktiv wird. Und das ist attraktiv für junge Leute.» Dagegen tun könne die Polizei wenig bis nichts. Denn: «Der Gewalt haben sie eigentlich abgeschworen. Insofern stellen wir eine Verlagerung fest: vom polizeilich Interessanten weg - hin zum Politischen.»
«Die Braunen Stadtmusikanten»
Und so entfalten die Rechtsradikalen im Berner Oberland unter den Augen der Behörden immer vielfältigere Aktivitäten. Sie betreiben beispielsweise eine eigene Website: den «Nationalen Beobachter Berner Oberland».
Dort war vor wenigen Tagen nachzulesen, dass man die HJ Oberland gegründet habe – wobei HJ hier nicht Hitler-Jugend, sondern Helvetische Jugend heisst. Von der gleichen Website aus wird die Szene durch einen Versand-Handel mit Hass-Musik versorgt. Im Angebot sind CDs von Bands wie «Die Braunen Stadtmusikanten».
Bekannter Rassist referierte
Auch Vorträge werden organisiert. Im vergangenen Jahr trat beispielsweise Pierre Krebs, ein international bekannter Rassist und Antisemit, im Berner Oberland auf. Die Polizei musste einmal mehr zuschauen: «Wir haben zusammen mit dem Dienst für Analyse und Prävention geprüft, ob es rechtliche Möglichkeiten gibt, den Referenten an der Einreise zu hindern. Das liess sich allerdings nicht machen. Wir haben den Anlass dann begleitet - so wie wir alle Anlässe der Rechtsextremen begleiten: Wir haben den Anlass überwacht, Kontrollen gemacht, geschaut, dass die Rechtsnormen eingehalten werden», sagt Christof Kipfer.
Quelle: Schweizer Fernsehen