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Nazis in Berns besten Kreisen

Einige ihrer Exponenten seien «den Herausforderungen der Zeit zwischen 1930 und 1945 aus dem Blickwinkel unserer Zeit nicht immer angemessen begegnet». Was die Burgergemeinde Bern damit sagen will: Es gab zu jener Zeit Nazis in Berns besten Kreisen.
 

Die Historikerin Katrin Rieder hatte im August 2008 mit einer Dissertation zur Rolle der Bernburger für Aufsehen gesorgt. Sie zeigte unter anderem auf, dass einige Burger während der Nazizeit aktive Frontisten waren.

Die Bernburger hätten dieses düstere Kapitel ihrer Geschichte nie aufgearbeitet, lautet ein Hauptvorwurf des 700-seitigen Buches. Rieder deckte insbesondere auf, dass der 1968 ohne Gegenstimme zum Burgerratspräsidenten gewählte Georges Thormann in den dreissiger Jahren als Gauführer der Nationalen Front Bern gewirkt habe. Als solcher hatte er auch das Versammlungslokal der Ortsgruppe im Zunfthaus zum Distelzwang gemietet.

Vorsichtige Bewertung

Es gehe nicht an, dass von Einzelpersonen gleich auf die Burgergemeinde als Ganzes geschlossen werde, hatte Burgerratspräsident Franz von Graffenried nach der Veröffentlichung des Buches in einer ersten Stellungnahme erklärt.

In der Zwischenzeit betrieb nun die Burgergemeinde eigene Quellenforschung. Die Burgergemeinde bewertet das geprüfte Material bewusst vorsichtig, wie sie in der schriftlichen Stellungnahme betont.

Die Quellenbasis sei insgesamt zu schmal, um zu einer statistisch erhärteten Aussage zu gelangen, ob die Einrichtungen der Burgergemeinde besonders extreme Positionen bezüglich Rassismus, Eugenik und Fremdenfeindlichkeit vertreten hätten.

Nicht immer angemessen

Eingeräumt wird in der schriftlichen Stellungnahme jedoch, die Burgergemeinde und ihre Exponenten seien «den Herausforderungen der Zeit zwischen 1930 und 1945 aus dem Blickwinkel unserer Zeit nicht immer angemessen begegnet».

Die vorhandenen Materialien enthüllten indes keinerlei Hinweise darauf, dass die Burgergemeinde und ihre Exponenten «überwiegend und in aussergewöhnlicher Weise einem der politischen Extreme der Zeit zuneigten».

Insgesamt seien in der fraglichen Zeit weniger als ein Prozent der Behördenmitglieder frontistisch und vielleicht 10 bis 15 Prozent in rechtskonservativen oder rechtsbürgerlichen Gruppierungen aktiv gewesen.

Mächtige Bernburger

Die Burgergemeinde Bern ist eine sogenannte Personengemeinde – im Gegensatz zu den als Territorialgemeinden ausgestalteten Einwohnergemeinden.

Die Burgergemeinde Bern setzt sich aus rund 17 300 Angehörigen der 13 Gesellschaften und Zünfte und den Burgerinnen und Burgern ohne Zunftangehörigkeit zusammen. Ihre Wurzeln reichen bis ins Mittelalter.

Die landläufige Einschätzung verbindet mit dem Begriff Bernburger auch alte, vornehme Bernergeschlechter, Reichtum und Macht. Die Burgergemeinde verfügt über viel Grundbesitz und unterhält zahlreiche wirtschaftliche, soziale und kulturelle Institutionen.
Quelle: SDA/ATS

Hinweis: Im Juli 2007 gab es ein "kleinen Bund" eine ausführliche Reportage über die Burgegemeinde Bern.