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Newswire

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Gedenkdemo in Moskau

Aus Protest gegen die Morde an einer Anarchistin und einem linken Anwalt gingen am 15. Februar erneut 500 Menschen in Moskau auf die Straße. Bereits einen Tag nach der Tat, am 20. Januar, hatte es in Moskau eine Demonstration gegeben.
 
moskau
Anastasia war Journalistin, Anarchistin und radikale Umweltschützerin. Stanislaw war ein Anwalt, der viele AnarchistInnen und AntifaschistInnen verteidigt und neben zahlreichen Neonazis auch russische Kriegsverbrecher hinter Gitter gebracht hatte; sich selbst sah er als Sozialdemokraten in der Tradition der Menschewiki ("gemäßigte" revolutionäre Fraktion von 1917). Beide wurden am 19. Januar in Moskau von einem Unbekannten erschossen.
Die Demo war nach einigem Hin und Her von den städtischen Behörden genehmigt worden. Mehrere hundert AntifaschistInnen, MenschenrechtlerInnen, Freunde und Bekannte von Stas und Nastja, AnarchistInnen, MarxistInnen, AktivistInnen verschiedener sozialer Bewegungen usw. zogen durch das Zentrum Moskaus zum Puschkin-Platz und riefen Parolen wie "Kein Vergessen, kein Vergeben!", "Stas und Nastja müssten leben!", "Raus auf die Straße, nehmt euch die Stadt!" und "Nein zu politischen Morden!" Bei allen Unterschieden waren sie sich einig in der Ablehnung des politischen Terrors auf den Straßen Russlands, vor dem niemand mehr sicher ist.
Am Puschkin-Platz schloss sich eine Kundgebung an. Es sprachen FreundInnen, Bekannte, PolitikerInnen, AktivistInnen... Sie erinnerten an Nastja, Stas und auch an andere Opfer des Terrors auf der Straße. Immer wieder gab es Sprechchöre, z. B. "Der Name Russlands ist Stas Markelow!" oder "Nein zum Polizeistaat!"
Unter den RednerInnen waren auch der anarchistische Journalist Wlad Tupikin und Jaroslaw Leontjew, der an der Moskauer Staatsuniversität (MGU) lehrt. Leontjew war ein guter Bekannter Markelows, seit sie im Oktober 1993 gemeinsam im Kampf um das Weiße Haus Verwundeten beider Seiten Hilfe geleistet hatten. Er betonte, dass Markelow auch in seiner Anwaltstätigkeit viele Fälle aufgenommen hatte, die viele andere nicht übernehmen wollten oder vor denen sie sich sogar fürchteten. So bezog er auch in seinem bekanntesten Fall gegen Oberst Budanow, der im Tschetschenien-Krieg ein Mädchen entführt, vergewaltigt und ermordet hatte, weder eine pro-tschetschenische noch eine anti-tschetschenische Stelung, sondern er vertrat einfach die Familie dieses Mädchens. Leontjew erinnerte auch an Baburowa, die an der MGU studierte. Sie sei eine politisch aktive, oppositionelle Journalistin gewesen, die ihre ganze Aufmerksamkeit der Verteidigung von Freiheit und Gerechtigkeit widmete, im Versuch, diese Welt zu verbessern.
Tupikin kritisierte Massenmedien wie die "Iswestija", die eine Schmutzkampagne gegen diejenigen gestartet haben, denen das Schicksal von Stas und Nastja nicht gleichgültig ist und die die gleiche oder eine ähnliche politische Einstellung haben. Er erteilte auch Verwandten der Ermordeten eine Abfuhr, die in der Presse von einer Instrumentalisierung der Morde durch die Opposition sprechen. Die wahre Familie von Stas und Nastja seien ihre FreundInnen und GesinnungsgenossInnen, und niemand habe das Recht, ihre "Körper und Andenken" zu privatisieren, besonders angesichts der politischen Einstellung der Ermordeten selbst.
Statt der angekündigten zwei Stunden dauerte die Kundgebung nur anderthalb, danach zerstreute sich die Menge.
Es gab auch dieses Mal Zwischenfälle. Zu Beginn der Abschlusskundgebung wurde ein junger Mann festgenommen, der über die Absperrung hinweg Flugblätter an PassantInnen verteilte. Als ein Teil der Anwesenden darauf reagierte und zu dem Bus der OMON (Militärpolizei) ging, wo er festgehalten wurde, wurde er fast sofort freigelassen. Und ganz am Schluss, als alle schon in die Metro gingen, versuchten "Leute in Zivil", ein Mädchen festzunehmen, das einen Schneeball in Richtung der Polizei geworfen hatte (er fiel ihnen auf die Füße). Offenbar handelte es sich um eine Aktivistin der skandalträchtigen Kunstgruppe "Wojna" (Krieg).