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Das Zittern vor den Radikalen

In Roggwil tritt die rechtsradikale Pnos erstmals im Kanton für ein Exekutivamt an – ein Dorfstreit hilft ihr
In Roggwil überbieten sich die SVP und die Pnos im Vorfeld der Wahlen vom Sonntag mit patriotischen Tönen. Angestachelt wird ihr Furor durch ein angebliches Verbot von Schweizer-Kreuz-Leibchen an der Schule, das die Schulleitung aber dementiert hat.

 
Am Samstag flatterte ein Flugblatt in alle Roggwiler Haushalte. Darauf betonte die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos), dass das Schweizer Kreuz «Nationalstolz und Patriotismus» verkörpere, und protestierte dagegen, dass «das Tragen genau dieses Symbols» den Schülern im Dorf nun untersagt werde. Die Ausländer dürften gleichzeitig «natürlich» die Fahnen ihrer Heimatländer «ungestraft spazieren tragen». Am Montag folgte ein Flugblatt der SVP, in dem die «haarsträubende Idee» der «Schulleitung mitsamt Lehrerschaft» kritisiert wurde, «den Schülern das Tragen von Kleidungsstücken mit dem Schweizer Kreuz zu verbieten». Diese «erschreckende Geisteshaltung» aus «dem links-grünen, alternativen Lager» entbehre «jeglichen gesunden Menschenverstandes».

Die Parteien bezogen sich auf einen Konflikt, der Ende letzter Woche schon fast ausgestanden schien. Ein Vater protestierte an der Gemeindeversammlung am Montag gegen ein Verbot von Leibchen mit Schweizer Kreuz, das die Schule ausgesprochen habe. Die «Berner Zeitung» berichtete über diese «seltsame Sitte», worauf die Schulkommission eilends eine Medienkonferenz einberief. Sie stellte klar, dass im Unterricht zwar über provozierende Kleidung und den entsprechenden Passus in der Schulordnung gesprochen, jedoch nie ein Verbot erlassen worden sei. Das Missverständnis werde untersucht. Der Vater selbst räumte vor Medien ein, er habe vom Verbot nur aus zweiter Hand erfahren.

«Falschinformation, Rufmord»

In Roggwil finden am Wochenende Wahlen statt. Dies sei die Erklärung für die Flugblätter, sind sich die übrigen Parteien einig. «Billige Empörung», sagt Markus Zimmermann von der links-grünen Gruppierung «Akzänt», die zurzeit die Schulkommission präsidiert. «Akzänt» hat gestern im Dorf gelbe Karten wegen «Falschinformation und Rufmord» verteilt. SP-Gemeinderat und Grossrat Markus Meyer sagt, die SVP habe mit ihrer Polemik «die Pnos in Inhalt und Ton rechts überholt». Auch die FDP distanziert sich vom Flugblatt der SVP, mit der sie ein Wahlbündnis hat. «Die SVP hat überreagiert», sagt Präsident Peter Glanzmann. In der Sache sind sich die Parteien einig: «Das Schweizer Kreuz darf getragen werden», so Glanzmann. Er habe «keine Mühe mit Patriotismus», sagt Meyer. Er rege sich aber auf, wenn die Flagge «nationalistisch oder zur Ausgrenzung gebraucht» werde.

«Schüler heimgeschickt»

«Das Flugblatt hat nichts mit dem Wahlkampf zu tun», so der Wahlkampfleiter des bürgerlichen Bündnisses, Urs Gerber (svp). Es gehe darum, dass «die Schule der Sache auf den Grund geht». Es gebe sehr wohl Skepsis gegen das Schweizer Kreuz. «Es darf nicht sein, dass Lehrer das Schulreglement nach ihrem Gusto auslegen.» Für Pnos-Gemeinderatskandidat Dominic Lüthard ist klar, «dass Schüler wegen dem Schweizer Kreuz heimgeschickt wurden». Es gelte schon als provokativ, wenn eine Gruppe von Schülern das Leibchen gleichzeitig trage.

Die Schule werde nicht auf die Flugblätter reagieren, sagt Schulleiter Christof von Arx. Wie schon in der Medienkonferenz vergangene Woche gesagt, seien die Vorwürfe «klar haltlos». Aufgrund des Reglementes toleriere die Schule keine Militärkleidung, Bomberjacken oder Springerstiefel. «Das Tragen eines Schweizer Kreuzes alleine ist kein Problem.»

Der Leibchen-Streit hat grosses Medienecho ausgelöst und in der Lokalpresse zu einer Leserbriefflut geführt. Den Schweizern werde das Tragen ihrer Flagge verboten, während Musliminnen aus kulturellen Gründen von Klassenlagern dispensiert würden, schreibt eine Leserin und trifft damit den Tenor.

Schweizer Fahne zum Zweiten

Der Streit ist in der 4000-Einwohner-Gemeinde Roggwil nicht der erste seiner Art. Vor wenigen Jahren hat der Dorfpfarrer eine Schweizer Fahne von einer Maitanne auf dem Dorfplatz geholt, weil sie zum Symbol der Ausgrenzung geworden sei. Unter den Namensschildern in gotischer Nazischrift fehlten die Ausländerinnen. Viele Roggwiler empörten sich über den Umgang des Pfarrers mit der Flagge, «Akzänt» parierte mit der «Roggwiler Erklärung» gegen Ausgrenzung und Gewalt. Dass Roggwil mit Rechtsradikalismus in Verbindung gesetzt wird, geht auch auf Pnos-Kandidat Lüthard selber zurück. Mit seiner Rechtsrock-Band Indiziert stand er jüngst in Burgdorf vor Gericht. Nun kandidiert er als erstes Pnos-Mitglied im Kanton Bern für ein Exekutivamt.

Ein rechtes Pflaster?

Roggwil sei an sich kein rechtes Pflaster, sagt SP-Gemeinderat Meyer. In den Grossratswahlen habe die Pnos in Roggwil «nicht mehr Stimmen gemacht als in anderen Gemeinden». In den letzten Gemeindewahlen hätten die Bürgerlichen sogar einen Sitz verloren. Lüthard lebe im Dorf, das sei der Grund vieler Schlagzeilen. Roggwil habe durch Textilfabriken und ein Durchgangszentrum schon früh viele Ausländer gehabt, «dies bedeutet aber auch eine Tradition des Zusammenlebens». Der Kosovo-stämmige Gemeinderatskandidat der SP sei nie angefeindet worden.

Ob die Pnos nun eine Chance auf einen Sitz hat, will niemand voraussagen. Von den heutigen Gemeinderäten (3 SVP, 3 SP, 2 FDP, 1 Akzänt) treten für den auf sieben Sitze verkleinerten Rat acht wieder an. In Roggwil wird im Proporz gewählt. Bis zum Leibchen-Streit habe er der Pnos keine Chance eingeräumt, sagt Markus Zimmermann (akzänt). Nun wisse er nicht, ob die Empörung die Stimmen nach links oder rechts verschöbe.