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?Indiziert? mussten vor Richter antraben
Mittwoch, den 20. September 2006 um 11:09 Uhr
Haben sie gegen das Antirassismusgesetz verstossen? Gestern mussten die Rocker von «Indiziert» vor dem Richter antraben.Denn sobald die vier den Mund aufmachen, geht es nicht mehr halb so gesittet zu und her, wie der Aufzug vermuten lässt. Wenn sie auf ihrer ersten CD «unsere Rasse erhalten» wollen. Wenn sie im nächsten Stück für eine «reine weisse Schweiz» kämpfen und «die fremde Brut» wegjagen wollen. Wenn sie wieder etwas später allen mit der Todesstrafe drohen, die ihrer Meinung nach das Volk verraten. Und wenn sie sich auf ihrer zweiten CD über eine linksgrüne Sozialarbeiterin auslassen, die ihren Hintern für Schweinereien hinhalte.
So zitiert Bähler aus dem Booklet, als er sich das Quartett vorknöpft und jeden einzeln befragt. Immerhin muss er abklären, ob die Texte gegen das Antirassismusgesetz verstossen. Und ob sie damit öffentlich zu Gewalttätigkeit auffordern und auch deshalb bestraft werden müssen.
Feine Nuancen
Die vier reagieren ähnlich, aber in Nuancen doch anders auf die Fragen des Richters. So vertreten sie zum ersten Punkt – «unsere Rasse erhalten» – unisono ihre eigentümliche Theorie, wonach sich die Völker nicht vermischen dürften. Alle hätten auf der Erde ihren Platz, die Afrikaner in Afrika, die Asiaten in Asien, die Westeuropäer eben im westlichen Europa.
Beim zweiten Punkt – reine weisse Schweiz», «die fremde Brut» wegjagen – gibts dagegen schon Differenzen. Während Alex Rohrbach das Lob auf das Reine und Weisse für «übertrieben ausgedrückt» hält, spricht Bruder Cédric im selben Zusammenhang von der gesunden einheimischen Bevölkerung, die damit gemeint sei.
Cédric Rohrbach erweist sich als der beredtere, wenn er zu philosophieren beginnt, dass Franzosen und Italiener besser zur Schweiz passten als Leute aus dem einstigen Jugoslawien, «weil uns ihre Kultur näher liegt». Gut, von fremder Brut zu reden, sei vielleicht unglücklich – wogegen diesmal Bruder Alex die forschen Töne anschlägt: Für ihn gehörten zur fremden Brut alle Kriminellen, einfach «all jene, die man nicht gern hat».
Wenig Lust
Zuweilen schon fast herablassend reagiert Dominic Lüthard. Auf Bählers Einwand, von einer fremden Brut zu reden sei nicht eben respektvoll, sagt er nur, die Frage sei so falsch gestellt, und antworten wolle er eh nicht. Genau gleich sagt er nichts auf die Frage, wie er der Reinheit zum Durchbruch verhelfen will. Dabei interessierte das genau bei ihm, dem Exponenten und alt Grossratskandidaten der rechtsextremen Partei national orientierter Schweizer (Pnos). Doch auch beim dritten Punkt – Drohung mit der Todesstrafe – hat Lüthard keine Lust. Worauf Bähler trocken festellt: «Wenn es brenzlig wird, schweigen Sie.»
Satire oder nicht?
Gesprächiger sind wiederum die Brüder Rohrbach. Die Todesstrafe stehe im Song symbolisch für den Zeitpunkt, in dem die Rechte die Macht übernehme, führt Alex Rorbach aus, Verrat am Volk sei «kein Kavalisersdelikt», fügt Cédric Rohrbach an. Was er meint, erhellt das anschliessende Klagelied über die Medien, die stets falsch und völlig übertrieben über die rechte Szene berichteten. Ob die Journalisten denn den Tod verdient hätten? Das sei «im weit gehenden Sinn» zu sehen, weicht Alex Rohrbach der Frage aus, nachdem er zuvor die Todesstrafe für gewisse Fälle als «nicht das Dümmste» gehalten hat. Cédric Rohrbach dagegen ist «persönlich eher dagegen».
Bleibt als fünfter Punkt noch die linksgrüne Sozialarbeiterin. Plötzlich ist Dominic Lüthard am klarsten: Das geschilderte Treiben sei doch Satire, «das merkt jeder sofort».
Und Benjamin Lingg? Weil er erst seit Anfang 2005 in der Band spielt und damit bei der ersten CD noch nicht dabei gewesen ist, dauert seine Befragung weit kürzer. Mit seiner ihm eigenen Unbekümmertheit gibt er aber zu Protokoll, er könne hinter allen Stücken stehen. Auch wenn er das eine oder andere anders formuliert hätte.
Prozess vertagt
Richter Bähler vertagt den Prozess. Bis zum Urteil wird er sich übrigens nicht nur mit den zwei CDs befassen. Die vier Rechts-Rocker haben auch Anzeigen wegen eines Konzerts in Burgdorf am Hals. Und wegen eines Interviews, das sie der BZ gegeben haben.