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Antirassistischer Sonntagsspaziergang in Bern

«Absolute Ausnahme-Demo»

In Brunnen SZ wurde die Kundgebung verboten. Nun demonstriert das «Bündnis für ein buntes Brunnen» in Bern. Die Demo am 6. August ist gleichzeitig der Abschluss eines dreitägigen Antifa-Festivals in der Reitschule.
 
Eine wüste Strassenschlacht mit brennenden Barrikaden, explodierenden Molotowcocktails, Gummischrot und Tränengas: So ist der letzte antifaschistische Abendspaziergang vom 1. April noch in unguter Erinnerung. Nun, kein halbes Jahr später, ist am 6. August ein antirassistischer Sonntagsspaziergang angesagt. Allerdings stehen die Chancen gut, dass diese Kundgebung friedlich über die Strasse gehen wird. Für die Demo verantwortlich ist nämlich nicht mehr das gesichtslose «Bündnis Alle gegen rechts», das jeglichen Dialog mit den Behörden ablehnt und sich um Bewilligungen futiert, sondern das «Bündnis für ein buntes Brunnen». Diese Organisation kämpft seit Monaten für das Recht, am Nationalfeiertag in Brunnen gegen Neonazis zu demonstrieren. Doch die dortigen Behörden lehnen dies kategorisch ab. «Nicht als Ersatz, aber als Ergänzung rufen wir nun zur Kundgebung in Bern auf», sagt Mitorganisator und GP-Stadtrat Daniele Jenni.

Demo in der Innenstadt

Anders als in Brunnen hat der hiesige Gemeinderat die Bewilligung für einen Umzug durch die Innenstadt erteilt. «Allerdings ist das ein absoluter Ausnahmefall», betont Polizeisprecher Franz Märki. «Denn Demos an Sonntagen sind normalerweise tabu.» Weil es sich beim Sonntagsspaziergang aber quasi um den Abschluss eines dreitägigen Antifa-Festivals handle, habe man in diesem Falle grünes Licht für den Umzug gegeben. Erwartet würden gegen 800 Teilnehmende aus dem In- und Ausland. «Ich gehe aber davon aus, dass die Stadtpolizei diese Demo ohne die Hilfe von Kantonspolizei oder Nordwestschweizer Konkordat wird bewältigen können», so Märki. Anders als bei früheren Antifa-Kundgebungen habe man in diesem Fall Ansprechpartner, die Bewilligung und einen Konsens bezüglich der Demoroute durch die Innenstadt. Insofern könne man von einer friedlichen Kundgebung ausgehen. Doch die bange Frage bleibt: Was geschieht am Nationalfeiertag? Sollte es wie befürchtet im Umfeld des Rütlis erneut zu einem Aufmarsch rechtsextremer Störer kommen, so dürfte die Reaktion darauf fünf Tage später in Bern kaum ausbleiben. Ein heisses Demowochenende wäre dann vorprogrammiert.



Antifa im Kornhausforum

Vorprogrammiert ist auch eine lautstarke und farbige Protest-woche im Vorfeld der Demo. Vom 4. bis 6. August findet nämlich in der Reitschule das erste «Antifascist Festival» statt, das auf 2500 Besucherinnen und Besucher ausgelegt ist. Zwei Nächte lang werden diverse Punk- und Hip-Hop-Bands in der Grossen Halle einheizen. «Auch politisch soll das Festival aber seinem Namen gerecht werden», schreiben die Organisatoren. «So sollen diverse Infoveranstaltungen, Podiumsdiskussionen, Filme und Infostände das Festival säumen.» Und parallel dazu findet in der Galerie des Kornhausforums die Themenausstellung «Brennpunkt Faschismus» statt.

Die Antifa-Bewegung - oder zumindest ein Teil davon - ist offensichtlich darum bemüht, neue Wege zu beschreiten. «Unpolitische, gewaltfreudige Mitläufer an antifaschistischen Aktionen haben es in letzter Zeit schwer gemacht, unsere Anliegen in der Öffentlichkeit zu vertreten», lassen sich die Festivalorganisatoren verlauten. «Darum versuchen wir nun in eine andere Richtung zu gehen.» Die Gruppe will Inhalte vermitteln und ist an einem guten Gelingen des Festes interessiert. Und «damit auch nach den Konzerten niemand auf der Strasse stehen bleibt», haben die Organisatoren im Hirschenpark den Aufbau einer Zeltstadt vorgesehen. Mit dem Segen von Stadtpolizei und -gärtnerei wird die Grünanlage zwischen Tiefenaustrasse und Neubrückstrasse Anfang August zum Punk-Camping.
Pascal Schwendener