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Antifa: Blumer redet Klartext
Mittwoch, den 29. März 2006 um 12:03 Uhr
«Ohne Vereinbarung wird es keine Demonstration in der Innenstadt geben»
Berns Polizei ist den Schlägern in der Reitschule auf der Spur – und der Kommandant warnt vor der Teilnahme am «Abend-spaziergang»: «Das Konflikt-potenzial nimmt massiv zu.»
Das vermummte Kommando von 15 AntifaschistInnen, das am 17. Februardrei angebliche Rechtsextremisten aus der Reitschule trieb und draussenim Zuge einer Rangelei prügelte, soll nicht ungestraft bleiben:Polizeidirektorin Barbara Hayoz (fdp) sagte, als die Nachricht frischwar, man werde «mit Hochdruck» ermitteln, und Stapo-Infochef FranzMärki äusserte sich «zuversichtlich, dass wir die Täter ermittelnwerden». Seither ist es still geworden um den Fall – doch hinter denKulissen arbeitet die Polizei in der Tat mit Effort am AktenzeichenAntifa ungelöst, wie gestern auf Anfrage erklärt wurde.
«DieErmittlungen laufen und es gibt schon konkrete Hinweise. Wir habeneigens einen Sachbearbeiter abgestellt», sagte Polizeisprecher ThomasJauch. Details gab er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preis –bekannt ist aber, dass es einer der geschlagenen Personen, dieStrafanzeige eingereicht haben, gelang, einem der Angreifer die Maskevom Kopf zu reissen und sich sein Gesicht zu merken. Und: Was Jauchzusätzlich sagen konnte, ist, dass der Ermittler auch den AngriffVermummter auf die Polizei vom 24. Februar bearbeitet, «da es gewisseZusammenhänge gibt».
Aufruf zur Gegendemonstration
Derpolizeiliche Wille, die Täter zu ermitteln, steht in Kontrast zumEindruck, den eine von der Antifa-Prügelaktion Betroffene hat: KarinTschannen – die sich als Subkultur-Szenegängerin zum Milieu derGruftie-Schwarzkutten zählen lässt, rechtsextreme Verbindungen jedochvon sich weist – findet, dass die Polizei zu wenig tue, und argwöhnt,dass Antifas im rot-grün regierten Bern halt wohl «mit Samthandschuhen»angefasst würden. Tschannen, die sich als unpolitisch bezeichnet,selber aber unbekümmert recht ruppig polemisiert, ruft seit rund einerWoche auf der Internet-Homepage der «Dark Subcultures Community»kurzerhand zur Gegendemonstration auf: Am 1. April, wenn der«Antifaschistische Abendspaziergang» stattfinde, solle einKonteraufmarsch «gegen linke Gewalt» durch Bern ziehen. Der Aufruf fandsich aber zunächst nur auf Tschannens Homepage und blieb ohneerkennbare Resonanz, was auf eine isolierte Einzelaktion schliessenliess. Seit gestern aber, aufgrund eines Berichts im Gratisblatt «20Minuten», ist der Aufruf öffentlich. Dies verändert die Lage – auch fürdie Polizei, die jetzt erst recht darauf besteht, den Abendspaziergangim Dialog auf eine bewilligte, geordnete Basis zu stellen, auch umetwaige Konflikte mit Gegendemonstranten zu verhindern.
FürPolizeikommandant Daniel Blumer ist jedenfalls der Moment gekommen,Klartext zu reden. «Die Organisatoren des Abendspaziergangs verweigernnach wie vor einen echten Dialog – damit und weil bereits zu einerGegendemonstration aufgerufen wird, nimmt das Konfliktpotenzial massivzu.» Konsequenz, so Blumer gestern im Gespräch mit dem «Bund»: «DiePolizei wird stark präsent sein – und ich weise jetzt schonausdrücklich darauf hin: Konflikte sind absolut möglich, und wertrotzdem an die Demo kommt, muss sich darüber im Klaren sein, dass seinTun damit Teil strafbarer Handlungen werden kann.» Denn, so Blumer ohneWenn und Aber: «Ohne klare Vereinbarung wird es keine Demonstration inder Innenstadt geben.
Der Bund,