Raumf?ngerInnen zum 3. Antifaschistischen Abendspaziergang

Die Gruppe Raumfänger zeigt sich zutiefst beunruhigt über die Ereignisse während dem 3. antifaschistischen Abendspaziergang in Thun von vergangenem Samstag, dem 15.10.05.
 
Es kann nicht angehen, dass demokratische Grundrechte ausser Kraft gesetzt werden, nur weil von Seiten der Organisatorinnen und Organisatoren kein Bewilligungsgesuch eingereicht wurde. Zumal die zuständigen Behörden im Vorfeld Kenntnis über das Stattfinden der Demonstration hatten und die OrganisatorInnen die Absichten und das Vorgehen klar kommunizierten. Ob mit oder ohne Bewilligungsgesuch, die Behörden hatten die Möglichkeit, sich hinreichend auf diesen Abend vorzubereiten. Wie sie am vergangenen Samstag sehr schön gezeigt hatten.
Polizei und Behörden hätten ebenso gut Vorkehrungen treffen können, welche einen, wie beabsichtigt, friedlichen Demonstrationszug ermöglicht hätten.

Es stimmt uns nachdenklich feststellen zu müssen, dass Menschen, die Menschlichkeit leben und gegen das vermehrte Auftreten von Rechtsextremisten Zeichen setzen wollen, von den Behörden kriminalisiert und fichiert werden.
Umgekehrt werden der Schusswaffenvorfall während dem G8 Basislager und andere Übergriffe, von den Behörden und Medien systematisch bagatellisiert und als unpolitische Taten deklariert.
Solch unsensibles Handeln ist sehr gefährlich und bedeutet Wasser auf den Mühlen der Rechtsradikalen.
Betreiben die Thuner Behörden weiterhin ihre Politik der polizeilichen Symptombekämpfung und verschliessen weiterhin die Augen vor den wahren Problemen dieser Stadt, ist die Stadtregierung, allen voran Polizeivorsteher Heinz Leuenberger, mehr denn je als inkompetent und naiv zu bezeichnen. Da nützen auch Stossgebete gen Himmel nichts!

Über Stunden hinweg wurde öffentlicher Raum von der Polizei besetzt und es der Bevölkerung verunmöglicht, den Service Public und Raum, für welchen sie Jahr für Jahr Steuern zahlen, in Anspruch zu nehmen.
Statt die Organisatorinnen und Organisatoren als gleichberechtigte VerhandlungspartnerInnen anzuschauen, profilierten sich Behörden und Polizei einmal mehr als Paragraphenreiter der schlimmsten Sorte. So verhinderten sie durch ihren bürokratischen Filz, den Demonstrierenden ihr Grundrecht auf freie Meinungsäusserung.

Das Einkesseln einer friedlichen Kundgebung, die auch nachdem die Polizei Gummigeschosse und Tränengas aus nächster Nähe auf Menschen mit erhobenen Armen einsetzte, friedlich und diszipliniert blieb, wie ebenfalls verschiedene regionale Medien feststellten, stimmt sehr bedenklich. Führt man sich noch vor Augen wie viel dieser ganze Zirkus gekostet hat, und von welcher Seite letztendlich Gewalt ausgeübt wurde, schlägt dies dem Fass endgültig den Boden aus!


Dies alles stimmt uns sehr nachdenklich und  wirft bei uns Fragen grundlegender Art auf:

•    Ist der Stadt Thun etwas an politisch aktiv mitdenkenden Jugendlichen gelegen?
•    Was gedenkt die Stadt Thun gesellschaftspolitisch gegen die immer brutaler auftretenden Rechtsradikalen zu unternehmen?
•    Wie gedenkt die Stadt Thun in Zukunft gegenüber solchen Veranstaltungen zu reagieren, will sie weiterhin ihre Macht ausspielen und vor den wahren Problemen beide Augen zudrücken?
•    Ist die Stadt Thun so naiv zu glauben durch Repression seien Jugendbewegungen einfach so aus der Welt zu schaffen?
•    Wie legitimiert die Stadt Thun ihre Gewaltanwendung gegenüber Demonstrierenden, denen im Vorfeld immer wieder Gewaltbereitschaft vorgeworfen wurde?
•    Was glaubt die Exekutive durch das Vorgaukeln von Sicherheit und Ordnung zu erreichen?
•    Lebt die Stadt Thun nach der Devise: Thun statt tun?

Für unsere Politik stellen sich folgende Fragen:

•    Macht es überhaupt noch Sinn, mit den Behörden zu kooperieren? Insbesondere auch die Repression gegen RaumfängerInnen zunimmt und Verhandelnde angezeigt werden.
•    Wie offen soll gegenüber Behörden, Öffentlichkeit und Medien aufgetreten werden?
•    Welches Vorgehen muss gewählt werden um den Burgfrieden zwischen Politik, Medien, Wirtschaftsfilz und Öffentlichkeit, welcher den status quo schon zu lange zementiert, zu brechen?

In diesem Sinne:

Solidarität heisst Widerstand – Kampf den Dorfkönigen in jedem Land!

Gruppe Raumfänger
Aktion für freies T(h)un


Seifenblasen

Ich klammerte mich
an einen Strohhalm
und blies
Politiker
Generäle
und Polizisten

Sie schillerten
aufgeblasen
in allen Farben
aber sie platzten
sowie man sie
berührte

Ein Polizist
dem ich das sagte
ohne ihn zu berühren
berührte mich
mit seinem Schlagstock
so dass ich platzte


Erich Fried